Nach nahezu vierzig Jahren des Versuchens und des Scheiterns ist der Mars nun offiziell als ein Planet mit anhaltend sauerstoffreicher Umgebung klassifiziert. Ein Denkmal für all jene, die bei der großen Mars-Tragödie von `25 ihr Leben verloren, wird nach einer offiziellen Kundgebung von Hauptredner Senator Stephen Nguyen enthüllt.
Dies ist eine Mitschrift seiner Rede:
Mein Bruder Sean liebte es zu konstruieren. Als wir Kinder waren, machte ich Sport und bemühte mich im Studentenkongress, während er dauernd an irgendwelchen Dingen herumbastelte. Es war nichts Ungewöhnliches, nach Hause zu kommen und die DistroBox auseinander genommen auf dem Wohnzimmerboden vorzufinden oder Sean in den Lüftungsschächten herumkriechen zu sehen, weil er ein Klicken gehört hatte. Es gab eine Zeit – doch das konnte ich natürlich niemals beweisen – aber ich glaube, da hatte er etwas mit dem Hund angestellt. Er war gerade mal zehn, stellen Sie sich vor, zehn Jahre alt und schon so begabt. Aber vielleicht ist begabt auch das falsche Wort, denn es war nicht nur sein handwerkliches Talent, sondern auch seine Neugierde und die absolute Genugtuung, die er empfand, wenn er Dinge auseinandernahm und herausfand, welchen Zweck ein jedes Teil hatte.
Als die Jahre vergingen, lebten wir uns auseinander. Er war nur mein seltsamer, kleiner Nerd von einem Bruder, der nicht aufhörte, meine Sachen auseinanderzubauen. Wir gingen auf verschiedene Schulen, je am anderen Ende der Welt. Er studierte Ingenieurswesen und Physik – nicht wirklich eine Überraschung. Ich zog mein Ding durch.
Als Erwachsene trafen wir uns von Zeit zu Zeit, aber ich würde nicht sagen, dass wir uns wirklich nahe standen. Mehr wie Bekannte als tatsächliche Brüder. Wir waren einfach zu verschieden. Ich mochte die Phoenix Five, er dachte, sie seien kaum originell. Ich betrachtete das neue Bürgerschaftsprogramm als wegweisend – Menschen zu belohnen, die aktiv für eine stärkere Nation arbeiteten. Er dachte, es sei elitär. Und so ging es weiter.
Vor vielen Jahren, als ich meine erste Bezirkswahl gewann, erschien Sean auf der Siegesfeier. Ich denke, irgendein Berater hatte ihn wohl eingeladen. Um ehrlich zu sein, kam es mir nicht einmal in den Sinn, ihn selbst einzuladen. Jemand aus meinem Stab hatte ihn in einer Ecke entdeckt; er fühlte sich offensichtlich unwohl in der Menge. Er kam nicht einmal, um mit mir zu sprechen, er schrieb nur eine Notiz und bat jemanden, sie mir zu geben. Das ist, was darauf stand:
„Hey Stephen, du sahst so aus, als müsstest du mit einer ganzen Menge Leute hier reden, also wollte ich dich nicht dabei stören. Ich wollte dir nur sagen, dass du großartig bist. Ich weiß, wir streiten und gehen uns an, aber es gibt mir Hoffnung, dass mit dir jemand in die Regierung einzieht, der wirklich an seine Überzeugungen glaubt. Es ist echt aufregend und ich freue mich für dich. Denke immer daran, egal was Schlimmes um dich herum passiert, sei tapfer, sei du selbst und alles wird gutgehen.“
Mein Bruder Sean. Sean der Zerstörer. Sean der Wiederaufbauer. Sean war einer der vielen Verlorenen in der Marstragödie von 2125. Seitdem habe ich ihn nie mehr verärgert gegen die Politik hetzen hören oder sein unglaublich langweiliges Geschwafel über Legierungen und Stresspunkte. Es tröstet mich, dass das Projekt, das meines Bruders Leben forderte, nun endlich vollendet ist. Dieses Monument – ein kleiner Trost verglichen mit dem Verlust dieser Menschen – wird zumindest deren Namen für den Rest der Menschheit am Leben erhalten.
Wissen Sie was? Verzeihen Sie mir meine Unverblümtheit, aber scheiß drauf. Ich will nicht, dass Menschen auf dieses Denkmal schauen und dabei still und in sich gekehrt sind. Ich will, dass die Namen, die hier eingraviert sind, ein Feuer in ihnen entzünden – ein Feuer, dass sie und die Menschheit herausfordert. Ich will, dass die Namen auf diesem Fels ein Schlachtruf sind, um uns alle selbst zu überbieten, um in das Universum aufzubrechen, um unsere Bestimmung zu finden.
Um es mit den Worten meines dummen, kleinen Bruders zu sagen: Seid alle tapfer. Seid ihr selbst. Und es wird alles gutgehen.