Galactic Guide: Rhetor



Das Rhetor-System ist sowohl eines der ältesten als auch eines der jüngsten Systeme in der UEE. Als alt kann man es wegen seines Platzes in der Geschichte der menschlichen Expansion ansehen: Rhetor wurde erstmals im Jahr 2387 besucht, was es zu einem der frühesten Systeme macht, die von der Menschheit entdeckt wurden. Trotzdem betrachten die meisten Rethor als jugendlich, weil es das Herz des öffentlichen und privaten Universitätswesens darstellt. Wie man es auch nimmt, ist Rhetor ein wichtiger Teil der Geschichte der Menschheit und liefert einen wesentlichen Beitrag zu ihrer Zukunft.


Rethor wurde von Leona Sono und Neil Nyemeto entdeckt, zwei ambitionierten Doktoranden des Martian Institute of Space and Technology („Mars-Institut für Weltraum und Technologie“ – MIST). Sono, eine Studentin der Ingenieurswissenschaften und versierte Pilotin, wollte die Genauigkeit der Atom-Navigationsuhr ihres Schiffes testen, während sie den Sol-Croshaw-Sprungpunkt durchquerte. Nyemeto, ein Student der Astrophysik, begleitete Sono, um Daten über das Plasma in Croshaw zu sammeln. Während sich beide für die Rückreise bereitmachten, übertrug eine Forschungsdrohne Nyemetos ein seltsames Datenpaket. Das Paar suchte darauf nach dem Ursprungsort der Daten, wobei sie nie erwartet hätten, dass diese Koordinaten sie direkt zum Croshaw-Rhetor-Sprungpunkt führen würden.

Sofort nach ihrer Rückkehr zum MIST teilten sie ihre Entdeckung der Institutspräsidentin Adrianne Zemlock mit, einer früheren Politikerin, die der Art, wie die Menschheit in das Croshaw-System expandiert war, sehr kritisch gegenüberstand. Zemlock befürchtete, dass private Unternehmen zu stark an der Planetenentwicklung beteiligt werden würden. Es würden dann Welten erschaffen werden, bei denen das Hauptaugenmerk auf den Unternehmensprofiten statt auf den Bedürfnissen der Menschen liegt. Zemlocks berühmte Worte waren: „Die Menschheit hat festgestellt, dass es einfach war, die Sterne zu erreichen. Der schwierige Teil besteht darin, herauszufinden, was mit ihnen anzufangen ist. So frage ich Euch: Was für ein Universum wollen wir erschaffen?“

Mit dieser Frage im Hinterkopf und den Neuigkeiten über den Sprungpunkt in der Tasche wendeten sich Zemlock, Sono und Nyemeto an die jüngst gegründeten UNE. Sie weigerten sich jedoch, die Koordinaten herauszugeben, wenn nicht ein Viertel des Landes auf allen bewohnbaren und terraformten Planeten des Systems für Bildungszwecke erhalten bleiben würde. Der Widerstand von Seiten der großen Konzerne war sehr heftig, aber die Bildungsgemeinschaft stellte sich geschlossen hinter die Sache. Zemlock wurde zu einem Dauergast im Spectrum, wo sie die Notwendigkeit der „Verantwortlichen Expansion“ leidenschaftlich verteidigte. Der öffentliche Druck, private und öffentliche Interessen auszugleichen, wuchs und die UNE war schließlich mit den Forderungen einverstanden. Es wurde sogar beschlossen, das System „Rhetor“ zu nennen, nach der Bezeichnung für einen Meister und Lehrer der Rhetorik, was zugleich Zemlocks Spitzname war. Das sollte daran erinnern, dass „Worte die Macht haben, Welten zu formen“. Bei der Untersuchung des Systems durch die UNE wurden fünf Planeten entdeckt, von denen drei terrestrische Welten waren, die in der breiten bewohnbaren Zone des Sterns lagen und für das Terraforming in Frage kamen. Große Vorkommen von Neodym, Erbium, Samarium und anderer seltener Elemente wurden auf Rhetor II (Persei) entdeckt.

Die UNE versteigerte die Abbaurechte für den gesamten Planeten und verwendete die Einnahmen für das Terraforming auf Reisse (Rhetor III) und Mentor (Rhetor IV). Um der ursprünglichen Vereinbarung gerecht zu werden, stellte die UNE auf Persei Landbesitz bereit, um eine staatliche Universität zu gründen. Zudem entwickelte sie ein Förderprogramm, um Konzerne dazu zu bewegen, ihre Forschungseinrichtungen und Thinktanks auf dem Planeten anzusiedeln. Obwohl Persei nicht ganz der akademische Elfenbeinturm aus den Visionen Zemlocks wurde, ist der Planet Ausgangspunkt vieler einflussreicher Ideen und technologischer Entwicklungen geworden. Rhetors andere beiden bewohnbaren Planeten entwickelten sich zu herausragenden Hochschulstandorten der UEE. Studenten und Hochschulbeschäftigte machen einen Großteil der Bevölkerung auf Reisse und Mentor aus. Während ein Abschluss auf einer dieser Universitäten als ein Sprungbrett für eine Karriere auf der Erde oder auf Terra angesehen wird, stellen die Bewerbungsverfahren für jede Schule in diesem System eine sehr hohe Hürde dar.

Viele Historiker haben sich gefragt, welches Schicksal Rhetor ereilt hätte, wenn Zemlock, Sono und Nyemeto nicht darauf bestanden hätten, die Bildung an die erste Stelle zu setzen. Perseis seltene Minerale brachten dem System nur für wenige hundert Jahre Wohlstand, doch Rhetors Bildungsinfrastruktur beschert der Menschheit noch immer neue Perspektiven, Ideen und Technologien. Aus diesem Grund halten viele Rhetor für das vitalste System des Imperiums.

Rhetor I

Ein kleiner, felsiger Zwergplanet mit lebensfeindlichen Umweltbedingungen und ohne die Aussicht auf ein Terraforming.

Rhetor II (Persei)

Nach Werner Fricke, einem ehemaligen Mitglied des UNE-Komitees für planetare Expansion, “macht die Verheißung Perseis Rhetor möglich”. Die enormen Vorkommen seltener Elemente auf diesem Planeten waren der ökonomische Motor, der die Entwicklung des Systems vorantrieb. Zuerst lockten sie Bergbau-Konsortien und Technologiefirmen nach Rhetor, dann folgten hochrangige Wissenschaftler, um vom direkten Zugang zu den seltenen Elementen für ihre Forschungen zu profitieren.


Während die Vorkommen des Planeten ausgebeutet wurden, gewann Persei bei der intellektuellen und wissenschaftlichen Gemeinschaft an Ansehen. Zahlreiche konzerneigene Forschungsinstitute und privat finanzierte Thinktanks haben hier ihren Stammsitz. Dennoch war es vor allem der Verdienst der staatlichen University of Persei Analytical Research and Quantification (“Universität für analytische Forschung und Quantifizierung auf Persei” – UPARQ), dass wissenschaftliche Grenzen immer wieder verschoben wurden. Obwohl viele Arbeiten an der UPARQ unter Verschluss stehen, gelten energieeffiziente Quantenantriebe und verbesserte, hitzeresistente Gewebe für Raumanzüge – um nur einige zu nennen – zu den Entwicklungen, die hier ihren Ursprung nahmen. Da die Forschungen an der UPARQ als sicherheitsrelevant eingestuft sind, wird der Zugang zu dem Planeten streng kontrolliert.

Rhetor III (Reisse)

Reisse ist die Heimat einer großen Anzahl prestigeträchtiger, weiterführender Bildungsinstitutionen, die eine Vielzahl an Fortbildungsmöglichkeiten für Menschen mit verschiedensten Lebensläufen anbieten. Neben seinem wachsenden Ruf als Partyplanet lassen sich hier Experten der verschiedensten Gebiete ausfindig machen – von der Universalen Wirtschaftstheorie bis zur Geschichte der Erzähltradition der Banu ist hier alles vertreten. Da viele dieser Experten in den Spectrum-Shows vertreten und die Studenten für ihren hohen Datenverkehr bekannt sind, dürfte Reisse mehr Comm-Relays in seinen Umlaufbahnen besitzen als jeder andere Planet im 'Verse. Die junge Bevölkerung hat den Planeten über Jahrhunderte an der Spitze kultureller oder politischer Bewegungen gehalten. Zugleich machte sie ihn zu einem ständigen Stachel im Fleisch der UEE. Selbst das Messer-Regime tat sich schwer, die Opposition auf dem Planeten mundtot zu machen.

Kürzlich aufgetauchte Dokumente belegen, dass die Messers heimlich Agenten in die Verwaltung und Studierendenschaft einschleusten, mit dem Auftrag, offen als radikale Gegner ihres Regimes aufzutreten, in dem Glauben, dass man die Dissidenten auf dem Planeten in Diskredit bringen könnte, indem man diese extremen Standpunkte in den Vordergrund rückt.

Zunächst ging dieser Plan auf und Rhetor schien aus der restlichen UEE auszuscheren. Allerdings lehrte die Ablehnung gegenüber Rhetors radikalen Ideen die Gegner der Messers, ihre Worte für die Öffentlichkeit mit Bedacht zu wählen. Einige Historiker glauben, die offene Opposition des Systems habe einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die Öffentlichkeit den Friedensvertrag mit den Xi'an akzeptierte, den Senator Akari von Terra unabhängig von den Messers voranbrachte. Ebenso soll sie die Grundlage für die spätere Philosophie der Transitionalisten gelegt haben.

Unabhängig von der Ära war Reisse immer, und wird es immer sein, eine Heimat für jugendliche Ausgelassenheit und den freien Austausch von Ideen.

Rhetor IV (Mentor)

Da Mentor am äußersten Ende der bewohnbaren Zone liegt, besitzt der Planet ein harsches boreales Klima, das die meisten Bewohner daran hindert, das Haus zu verlassen. Seine hochbewerteten Universitäten haben den Ruf, gelehrsamer zu sein als diejenigen auf Reisse. Manche Studenten sagen, das widrige Klima helfe ihnen, sich auf ihr Studium zu konzentrieren. Andere belastet die konstante Kälte körperlich und seelisch sehr stark. Aus diesem Grund haben die Institute auf Mentor höhere Abbruchraten als die auf Reisse.

Mentor beheimatet auch eines der universellen Saatgut-Lager der UEE. Dieses  unterirdische Hochsicherheitslager enthält Saatgut einer jeden Pflanze in der UEE. Die Lage dieses Ortes ist ein gut behütetes Geheimnis und die Militärpräsenz auf dem Planeten ist erhöht. Allerdings halten sich die Streitkräfte normalerweise auf Distanz von den Universitäten.

Rhetor V

Die bunte Atmosphäre dieses wunderschönen Gasriesen wird ständig von Stürmen durchgewirbelt. Dieser berauschende Anblick zieht Touristen, vorbeikommende Piloten und Studenten mit einer Vorliebe für halluzinogene Substanzen in seinen Bann.

Reisewarnung

Obwohl Persei öffentliche Universitäten beheimatet, gelten hier immer noch ausgeweitete Landeverbote, die das UEE-Militär strikt durchsetzt. Um Zwischenfälle zu vermeiden, sollten Sie sich vergewissern, dass Sie über eine gültige Landeerlaubnis verfügen, bevor Sie sich einer der Landezonen nähern.

Stimmen im Wind

„Als wir aus dem Sprungtunnel kamen, schaute ich Neil an und fragte, was passiert war. Er lächelte und antwortete 'Geschichte'.“
- Leona Sono, Die zufälligen Entdecker, 2464

“Bildung. Ehre. Mitgefühl. Das sind die Kernwerte, die die Universitäten von Reisse ihren Studenten vermitteln wollen. Nach vier Jahren an der URL beschreiben aber diese drei Worte meine Erfahrungen am besten: Politik, Proteste und Partys. Was soll ich sagen? Es war die beste Zeit meines Lebens!”
- Alex Boboltz, Tagebuch eines Reisse-Revolutionärs, 2731