"Magnus – an der Grenze zum Unbekannten" – so kann man es in der Standard-Reisebroschüre der lokalen Regierung lesen. In Wahrheit beschreibt dieser Slogan Magnus, wie es vor einem Jahrhundert gewesen ist. In den vergangenen Jahrzehnten hat das System eine ansteigende Besiedlung und Kultivierung erlebt, ein System, dass sich selbst als die inoffizielle Hauptstadt menschlicher Kultur im Grenzgebiet sieht.
Als es im Jahr 2499 entdeckt wurde, war Magnus ein kleines, vollkommen gewöhnliches System: Drei Planeten umkreisen einen Hauptreihenstern des Typs K. Das Magnus' Stern weniger massereich und leuchtstark als die Sonne der Erde ist, hatte Magnus nicht die Kraft, ein System aus äußeren Planeten oder ein verzweigtes Netz aus Sprungpunkten zu bilden. Erkundungen fanden keine Protoplaneten, Asteroiden- oder Gasfelder in der Umgebung des Systems – das Magnus umgebende Gebiet, ist das entlegenste, trostloseste Stück Weltraum, das man sich vorstellen kann. Lediglich eine Welt, Magnus II, stellte sich als ideal für das Terraforming heraus.
Aufgrund von Magnus' Nähe zu viel befahrenem Weltraum, der Verfügbarkeit von schweren Metallen sowie der voraussichtlichen Leichtigkeit, mit der sich Magnus II umwandeln lassen würde, entschloss sich das Militär, ein nicht öffentliches Terraforming des Planeten in Auftrag zu geben. Dieser Prozess begann im Jahr 2533 und ging zügig vonstatten. Bis zum späten 26. Jahrhundert hatte sich Magnus zu einer groß angelegten Militärbasis entwickelt und war Standort umfangreicher Schiffsproduktion. Diese Entwicklung dauerte etwa 50 Jahre an, bis Budgetkürzungen und die Entscheidung, sich auf andere Systeme, wie etwa Kilian, zu konzentrieren, letztendlich zu einem Rückzug des Militärs aus dem Magnus-System führten.
Eine gewisse Zeit lang war Magnus II ein karge Wüstenwelt. Das Terraforming war noch nicht vollständig abgeschlossen und eine zehnjährige Periode, geprägt von extremen Sonnenstürmen, behinderte nicht nur die Verwandlung in eine gemäßigte Welt, sondern beschleunigte ebenso den Verfall der UEE-Einrichtungen. Diese Entwicklung führte zu einem generell geminderten Interesse an einer Wiederbesiedlung von Magnus II. Das Resultat war eine unheimliche, entvölkerte Geisterwelt mit verfallenden Bauwerken voll zurückgelassener Ausrüstung, die einst zur Veredelung von Rohstoffen und für den Schiffsbau genutzt worden war, aber deren Abtransport als zu teuer erachtet wurde. Während dieses Zeitraums verringerte sich die Bevölkerungszahl auf unter 3000, von denen die meisten keinen legalen Anspruch auf ihr Zuhause hatten.
Im Jahr 2751 verfiel die ursprüngliche militärische Einstufung des Magnus-Systems und es war Kolonisten nun offiziell erlaubt, dort zu siedeln. Ohne einen praktischen Nutzen für das System zu sehen, entschied sich die UEE dafür, ihren Anspruch auf die einzigen bewohnbaren Landmassen des Planeten fallen zu lassen. Da das Zeitalter der von Einzellstaaten durchgeführten Kolonisationen längst vergangen war, stellten sich die Kolonisten als bunt zusammengewürfelter Haufen von Outbackern, illegalen Schürfern und einer Auswahl ähnlich zwielichtiger Gestalten dar, die versuchten, dem schlechten Ruf zu entkommen, den sie sich in den inneren Welten aufgebaut hatten. Das Ergebnis war ein System mit einem wilden opportunistischen Ruf, in dem alles möglich zu sein schien und wo Menschen am Rande des Gesetzes leben konnten. Seither hat sich eine Kultur entwickelt, die diesen Lebensstil unterstützt und in der sich die Devise "töten, oder getötet werden" mit der Zeit in einen strengen Ehrenkodex der Bewohner dieser Grenzwelt entwickelt hat.
Die Vermarktung dieses fragwürdigen Rufs und Boreas gespenstischer Ruinen, um aus dem daraus resultierenden Tourismus Profit zu schlagen, machte diese Welt in den letzten Jahren etwas zivilisierter. Nichtsdestotrotz ist der Planet noch immer eine der gefährlicheren von Menschen besiedelten Welten. Während die Regierung nun ein formales Rechtssystem zu etablieren versucht, sind Selbstjustiz und Attentate immer noch nicht unüblich. Jedoch sollte man die Kultur des Magnus-Systems nicht als einseitig betrachten. Trotz all seiner Gesetzlosigkeit wird Magnus als ein Ort gesehen, an dem jedermann von vorne anfangen kann – ein System, das daran glaubt, die persönliche Vergangenheit eines Menschen zugunsten seines Potentials ruhen zu lassen. Allein aus diesem Grund nimmt die Bevölkerung Boreas Jahr für Jahr zu.