Galactic Guide: Ferron



Wie der anerkannte Historiker Ariel Rutte einst schrieb: „Wenn das Sol-System das Herz des Imperiums ist und Terra sein Kopf, dann ist Ferron das Blut, das durch seine Adern fließt.“ Als das System im Jahr 2460 entdeckt wurde, hätten nur wenige voraussehen können, wie sehr Ferron die Wirtschaft und die Expansion des wachsenden menschlichen Imperiums für Jahrzehnte antreiben oder wie tief schlussendlich sein Fall sein würde.


Ferron wurde durch Pali Laumat entdeckt, einem Gründungsmitglied der Sol Astroexploration Society. Zusammengesetzt aus extrem wohlhabenden Abenteurern, die entschlossen waren, nach neuen Sternensystemen zu suchen, kann das S.A.S. mit vielen Sprungpunktentdeckungen dieser Zeit in Verbindung gebracht werden. Laumet hatte die Weite des Croshaw-Systems bereits seit mehreren Monaten erkundet und war angesichts zur Neige gehender Vorräte und einer ungeduldigen Besatzung nur Tage davon entfernt, nach Sol zurückkehren zu müssen, als sein Maschinist, Darcy Ferron, bemerkte, dass ihre Berechnungen, wie viel Treibstoff sie für ihren Quantenantrieb noch zur Verfügung hatten, fehlerhaft waren. Laumet, der die Werte noch einmal überprüfte, kam zu dem Schluss, dass der erhöhte Verbrauch mit der Anziehung eines unentdeckten Sprungpunktes zu tun haben musste. Zwei Tage später sollte die Besatzung zu den ersten Menschen werden, die in das System sprangen, das Laumet in seiner gütigen Art nach dem aufmerksamen Darcy benannte. Nach seiner Rückkehr vermachte er die Koordinaten des Systems der Menschheit, ganz in der philanthropischen Tradition der S.A.S.

Nachdem erste Untersuchungen der Regierung abgeschlossen waren, wurde das System zum idealen Kandidaten für die Besiedlung erklärt und für die Öffentlichkeit freigegeben. Unternehmen und Privatleute strömten in das System, darauf bedacht, sich ein Stück vom Kuchen zu sichern. Der darauffolgende Kampf um Land und Abbaurechte wurde so unbändig, dass die UNE intervenierte und eine Lotterie ins Leben rief, um die Streitigkeiten zu schlichten. Nachdem die erste Ziehung stattgefunden hatte, wurden Unmengen an Fehlern und Schlupflöchern entdeckt, die einigen Parteien und Unternehmen unfaire Vorteile gewährt hatten, und es dauerte Jahre, bis alles geklärt war. Der gescheiterte Schlichtungsversuch der Regierung zeigte sowohl die Inkompetenz als auch die Ineffektivität der UNE auf, die mit der raschen Expansion der Menschheit überfordert war. Einige Historiker glauben, dass das bürokratische Versagen während der Ferron-Lotterie den Ruf nach Reformen befeuerte und schließlich zur Auflösung der UNE und der Gründung der UPE im Jahre 2523 führte.

Trotz seines problematischen Beginns war Ferron aufgrund seines Reichtums an natürlichen Ressourcen schnell auf dem Weg zum Wohlstand. Binnen kürzester Zeit war das System ein geschäftiges Zentrum für den Bergbau und den Handel und war ab dem Jahr 2529 im Senat der UPE vertreten. Es folgten Jahrhunderte des Erfolges, da das System jene Materialen bereitstellte, die für die Eroberung der Sterne benötigt wurden. In seiner Blütezeit war Ferrons Bevölkerung so weit angewachsen, dass diese selbst Sol Konkurrenz machte und Ferron zum politischen Rivalen der Erde aufsteigen ließ. Doch unglücklicherweise sollte der Erfolg des Systems nicht andauern.

Die erste Schicksalswende ereignete sich im Jahr 2791, als Messer XI. dem System fälschlicherweise vorwarf, eine Heimat für Dissidenten zu sein. Aus Angst vor dem Imperator flohen zahlreiche wohlhabende Bürger und Messer-Loyalisten aus dem System und nahmen dabei große Mengen Geldmittel und Einfluss mit. Als der militärische Schlag schließlich erfolgte, konnte die Anwendung von Gewalt nur durch den legendären Mut des 78. Geschwaders und ihres heldenhaften Widerwillens, Zivilisten zu töten, abgewendet werden. Doch der wirtschaftliche und politische Schaden war bereits entstanden.

Der nächste Schlag sollte im Jahr 2832 erfolgen, als Shubin Interstellar zum ersten Mal überhaupt in diesem System Verluste ankündigte. Das Bergbaukonglomerat führte die Erschöpfung von bedeutenden Minen als die Ursache an und fügte hinzu, dass weitere Schließungen bevorstünden. Diese Ankündigung sollte sich als Ferrons Totenglocke herausstellen. Jahre des aggressiven Bergbaus hatten ihre Spuren im System hinterlassen und die Mineralvorkommen fast erschöpft. So schnell sein Aufstieg auch war, Ferrons Fall sollte sogar noch schneller sein. Innerhalb eines einzigen Jahrzehnts hatte sich die Bevölkerungszahl des Systems um beinahe die Hälfe verringert und die wirtschaftliche Gesundheit sank sogar noch tiefer. Heute ist es nur noch ein Schatten seines ehemaligen Glanzes – die Überreste eines einst lebendigen Systems, das sich selbst für das Wohl des Imperiums ausgeblutet hat.

Während Ferron für den zwanglosen Reisenden alles andere als ein ideales Ziel darstellt, hat das System doch seinen Anteil an Besuchern angelockt, die von seiner historischen Signifikanz angezogen werden, wie auch abenteuerlustige Schürfer, die hoffen, Reste wertvoller Erze zu finden, die möglicherweise übersehen worden waren.

Ferron I

Dieser Zwergplanet ist dem Stern des Systems am nächsten. Unbewohnbar und ohne Ressourcen beachtet ihn nur die wissenschaftliche Gemeinschaft aufgrund seiner bisher unerklärt variablen Magnetosphäre.

Ferron II

In jedem anderen System würde dieser kernlose Planet nur eine weitere tote Welt sein, doch im Ferron-System war er eine Enttäuschung. Ferron II fehlten sowohl leicht erschließbare Mineralien als auch die richtigen Bedingungen für das Terraforming, was ihn in den Schatten seines ressourcenreichen Nachbars, Ferron III, stellte. Harte Zeiten haben die Menschen des Systems jedoch dazu gezwungen, sich den Planeten noch einmal anzusehen. Viele haben die Hoffnung, dass neue Bergbautechnologien irgendwann dazu führen könnten, dass man aus dem Planeten schließlich doch noch einen Profit schlagen könnte.

Ferron III (Asura)

Einst als das Kronjuwel des Systems angesehen hatten die gewaltigen Reserven wertvoller Erze und Mineralien, die während des Terraforming-Prozesses entdeckt wurden, Asura zu einem wirtschaftlichen und politischen Schwergewicht gemacht. Während dieses ausgedehnten wirtschaftlichen Aufschwungs wurde nur wenig darüber nachgedacht, was aus der Welt werden würde, wenn die Minen einmal nichts mehr hergäben und man bis dahin nur eine minimale, sekundäre Industrie aufgebaut hätte. Asura war durch und durch ein Planet des Bergbaus und für nahezu vierhundert Jahre wurde jedes bisschen der planetaren Ressourcen ausgegraben, gesammelt, veredelt und versandt, bis nichts mehr da war.

Mit den nun erschöpften Vorkommen war der Planet nur noch ein Schatten seiner einstigen Herrlichkeit und die Menschen rutschten in die Armut ab. Nirgendwo manifestiert sich dieser Umstand deutlicher als in der sich rapide verschlechternden und bröckelnden Infrastruktur der einst großen Stadt Tram.

Da die größten Landflächen Asuras für den Bergbau reserviert waren, wurde der beeindruckende industrielle Ballungsraum namens Tram zum finanziellen und kulturellen Zentrum des Planeten. Große Fabriken, Raffinerien und Wohnbezirke wurden von wunderschönen öffentlichen Parks unterbrochen. Die visuelle Harmonie zwischen Natur und Industrie inspirierte den aus dem 27. Jahrhundert stammenden Dichter Lelani Toan dazu, Tram mit folgenden Worten zu beschreiben: „Balance und Schönheit, beides erschaffen durch das Gewerbe des Menschen, das diesen schnöden Fels emporhob, der in seinem Inneren eine Fülle von Bausteinen beherbergt, welche man für den Bau einer Traumstadt benötigt.“

Heute ist das Leben in Tram deutlich schwerer. Die Stadt ist weitgehend verschlossen und verlassen und der Himmel über ihr ist aufgrund der Gifte, die durch die Industrie sorglos in die Atmosphäre gepumpt wurden, fast durchgehend grau. Es besteht eine ständige Nachfrage nach Wasser, da die meisten natürlichen Vorkommen gleichermaßen kontaminiert sind. Was die Bevölkerung angeht, die an diesem Ort verbleibt: Während sich einige Zivilisten noch immer mühselig mit Reparatur- und Auftankstationen ein Auskommen verdienen, haben kriminelle Unternehmungen längst legitime Geschäfte als wichtigsten Wirtschaftsfaktor ersetzt.

Besucher sollten vorsichtig sein, wenn sie sich in der Stadt bewegen, da der anhaltende Streik der Polizei die Chance, angepöbelt zu werden, deutlich erhöht hat, insbesondere in den Parks der Stadt, welche nun eine Brutstätte illegaler Aktivitäten sind. Jene, die nach guten Preisen Ausschau halten, sollten einen der Märkte für Bergbaubedarf aufsuchen, wo die Ausrüstung Staub ansetzt. Denken Sie daran, einen vertrauten Freund, einen Mitarbeiter oder einen angeheuerten Leibwächter mitzunehmen. Kriminelle sind dafür bekannt, es auf Besucher abzusehen, die in lokalen Geschäften erhebliche Einkäufe tätigen.

Ferron IV

Die wogende Oberfläche von Ferron IV ergibt einen wunderschönen Anblick, den Piloten gerne aus sicherer Entfernung genießen. Die dicke Schicht des Gasriesen aus metallischem Wasserstoff fungiert wie ein gigantischer elektrischer Leiter, was für die sensible Bordelektronik von Schiffen äußerst problematisch sein kann. Piratenbanden sind dafür bekannt, an den Rändern des elektrischen Feldes zu warten, um sich auf Schiffe zu stürzen, deren Systeme versagen.

Reisewarnung

Das Fehlen von Trinkwasser auf Asura hat zu bösartigen Auseinandersetzungen zwischen den Siedlungen am Rande von Tram geführt. Daher wird allen Besuchern dringend angeraten, im Zentrum von Tram zu bleiben und Reisen an den Stadtrand ohne lokale Führer zu vermeiden.

Stimmen im Wind

„Wie kann man von uns erwarten, dass wir die Menschen von Tram beschützen, wenn es die verdammten Menschen von Tram sind, die uns umbringen?“
- Clair Slovonik, ehemaliger Polizeihauptmann auf dem Gouverneursratstreffen vom 22.05.2936


„Um Ferron zu seiner einstigen Größe zurückzubringen, müssen wir versuchen, sein wertvollstes Gut wiederzubeleben: den Geschäftssinn seiner Bürger.“
– Paul Dibly, ehemaliger Gouverneur von Tram, aus seiner Rede zur Wiederwahl vom 17.09.2912