Davien ist bestens bekannt als Ort des ersten Aufeinandertreffens zwischen Menschen und Banu. Entdeckt in der frühen Phase menschlicher extrasolarer Expansion wurde Davien von Wendell Dopse kartographiert und nach seinem Stiefvater benannt. Am ungewöhnlichsten präsentierte sich die Entdeckung des Systems für die Wissenschaft der Astrophysik: Zeitgenössische Wissenschaftler hatten vorausgesagt, dass keine weiteren Sprungpunkte im Croshaw-System existieren würden. Als Dopse aber auf den Sprungpunkt nach Davien stieß, mussten ganze Lehrbücher neu geschrieben werden. Derselbe Umstand führte auch zu einem technologischen Schub in der Entwicklung der Sprungpunktscanner.
Davien selbst wurde als nicht sonderlich interessant betrachtet. Da es sich um einen unbedeutenden orangen Stern des Typs K handelte, war den Entdeckern schnell klar, dass es sich nicht einmal lohnte, darüber ein paar Zeilen nach Hause zu schreiben. Vier Planeten umkreisten den Stern, dessen zweiter ein Kandidat für das Terraforming war (obgleich sehr weit unten auf der Liste). Das System enthielt weder besondere Ressourcen, noch besaß es militärisch-strategischen Wert. Es schien bestimmt zu sein, ein dünn besiedeltes und unterentwickeltes Randsystem des Imperiums zu werden.
Das alles änderte sich schlagartig im Jahr 2438. Vernon Tar, ein unabhängiger Systemkundschafter, eröffnete das Feuer auf etwas, das ein anderes privates Schiff zu sein schien. Später sollte er zu Protokoll geben, dass das andere Schiff ihm seinen mageren Fund streitig machen wollte. Das fragliche Schiff entpuppte sich als ein Handelsschiff der Banu. Dieser unglückliche Zwischenfall (der glücklicherweise keine Leben kostete) sollte zum ersten Kontakt zwischen den Menschen und dem Banu-Protektorat werden. Die UPE errichtete daraufhin sehr zügig einen militärischen Außenposten zur Überwachung der Situation im System und das erste interstellare Abkommen mit dem Banu-Protektorat nahm langsam Gestalt an. (Ironischerweise begriffen beide Seiten erst sehr viel später, dass Davien nicht besonders nahe den Kernwelten der Banu gelegen war. Das Schiff, das Tar versehentlich angegriffen hatte, war das eines Kriminellen, der vor dem Gesetz floh.)
Diese Entwicklung war für Davien mehr als belebend. Jeder unabhängige Unternehmer dieser Galaxis versuchte im System Fuß zu fassen, jetzt da hier ein Handelsplatz mit den Banu entstehen sollte. In der Hoffnung auf exotische Materialien, außerirdische Technologien und mehr wurde das System von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten geradezu überschwemmt und Davien II entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der am stärksten bevölkerten Planeten der Menschheit. BabCo Geobuilders, welche die Ausschreibung zum Terraforming des Planeten noch vor dem ersten Kontakt für sich entscheiden konnten, erhielten infolgedessen derart viele Aufträge für den Bau von Hangars, Wohnquartieren und unterirdischen Kuppeln, dass das Unternehmen mit der Errichtung kaum hinterherkam.
Davien I
Äußerlich ist Davien I ein großer, grauer und mit Einschlagkratern übersäter Fels und damit dem Erdmond recht ähnlich. Der Planet ist der klassische Fall einer nutzlosen Welt. Ohne festen Kern oder wenigstens einigen interessanten Mineralien gibt es keinen guten Grund, auch nur einen Fuß auf den Planeten zu setzen. Tatsächlich gibt es keine aufgezeichnete Landung auf dem Himmelskörper, nachdem bereits die ersten Entdeckungsmissionen feststellten, dass dieser Fels niemals ein Kandidat für das Terraforming sein würde.
Davien II (Cestulus)
Davien II, der nach Abschluss des Terraformings im frühen 26. Jahrhundert den Namen Cestulus erhielt, ist der einzige bewohnbare Planet des Systems. Cestulus hat eine sehr dünne Atmosphäre und der größte Teil der menschlichen Bewohner lebt unter seiner felsigen Kruste: Aufwändig konstruierte Biodome pumpen Luft von der Oberfläche in die Lebensbereiche, die einige Meilen tief in den Boden gebaut sind. Die Welt hat keine besonderen Mineralien aufzuweisen; viele der ansässigen Unternehmen beschäftigen sich daher mit Dienstleitungen wie Transport und Logistik. Ungeachtet der großen Entfernung zu den Banu wurde der Planet aufgrund seiner florierenden Infrastruktur zum sogenannten "Tor zum Östlichen Reich". Dutzende große Handelsrouten laufen durch das Davien-System und Cestulus ist übersät mit Raumhäfen, die fast ausschließlich der Unterhaltung und Versorgung der durchreisenden Händler dienen.
Jata ist eine Stadt, die sinnbildlich ist für Cestulus, auch wenn es sich nicht um die Hauptstadt handelt. Die Stadt – errichtet unter einer stetig wachsenden Ansammlung von Anlagen zur Luftproduktion – ist bekannt für das hier ansässige Hauptquartier von Aegis Dynamics und deren erste Produktionsstätte. Heute werden hier aber hauptsächlich Komponenten hergestellt und keine kompletten Schiffe mehr montiert. Es herrscht ein stetiger Bedarf an selteneren Materialien, was einen starken Import begünstigt. Zwar prägt Aegis Dynamics den Ort Jata maßgeblich, doch weit eindrucksvoller ist der einzigartige Anblick der unterirdisch erbauten Stadt. Mit diesem Stadtbild ist Jata symbolisch für das gesamte Davien-System.
Aus einem Grund, den Soziologen bis heute nicht ganz verstehen, ist Cestulus ein Zentrum für politische Unruhen geworden. Im Jahre 2529 führte die Angst vor einem wirtschaftlichen Kollaps, welche durch die Einführung der Einheitswährung UEC ausgelöst wurde, zu zweiwöchigen, blutigen Unruhen in der Stadt Jata. Die Proteste konnten nur mithilfe des Militärs beendet werden. Kurze Zeit später, schon 2545, war der Planet Ziel von Terroranschlägen, denen tausende Menschenleben zum Opfer fielen. Ziel der Terroristen waren einige der am stärksten bewohnten überirdischen Biodome des Planeten, die gezielt zum Einsturz gebracht wurden. Diese Anschläge lösten eine Reihe ähnliche (bis heute unaufgeklärte) Angriffe überall in der UPE aus und führten schließlich zur Schaffung der von Ivar Messer vorgeschlagenen Position des "Ersten Bürgers". In den letzten Jahren entwickelte sich Cestulus immer mehr zu einem Podium für alle Arten von extremen Meinungen – von terranischen Abtrünnigen bis hin zu fremdenfeindlichen Vereinigungen.
Reisende sind gut beraten sich mit der ansässigen Miliz und den Vertretern der Advocacy – einer systemübergreifenden Organisation zur Verbrechensbekämpfung – keine Scherze zu erlauben. Beide verstehen aufgrund der polititischen Vergangenheit des Systems nämlich keinen Spaß. Grundsätzlich wird die Ladung jedes Schiffes an vier sicherheitsrelevanten Positionen gescannt: bei dem Eintritt in das System, kurz nach der Landung, vor dem Start und beim Verlassen des Davien-Systems. Ständige Wachposten und eine gut ausgerüstete Miliz sind hier an der Tagesordnung und nur die allerbesten künstlichen Laderäume oder Störgeräte mögen in der Lage sein, illegale Ware erfolgreich durch die Sicherheitskette zu schmuggeln. Es ist aber nicht ratsam, sich im System kriminell zu betätigen: Es gibt keine Gnade für außergesetzliche Aktivitäten jeglicher Art, selbst die allerkleinsten Vergehen werden auf das Härteste bestraft.
Davien III
Davien III ist ein in Dunst gehüllter Planet mit einer ätzenden Atmosphäre. Da es hier keine gewinnbringenden Ressourcen abzubauen gibt, ist bisher niemand das Risiko eingegangen, an diesem Ort eine geschützte und bewohnbare Umgebung zu errichten. Gerüchteweise lässt das organisierte Verbrechen des Systems auf Davien III aber gerne ungeliebte Unruhestifter oder auch das eine oder andere Raumschiff verschwinden. Die ätzenden Flüssigkeiten und Dämpfe zerfressen jedes Material innerhalb kürzester Zeit bis zur Unkenntlichkeit.
Davien IV
Dieser Planet ist ein wunderschöner, aber unbewohnbarer Eisriese. Aufgrund seiner Nähe zum Sprungpunkt nach Cathcart (dem Sprung, den der zuvor erwähnte Banu genutzt hatte) und seiner sehr stabilen Umlaufbahn, errichtete das UPE-Militär seine erste Station im Orbit um Davien IV. Heute ist die Basis ein Museum der Freundschaft mit den Banu, in dem Besucher eine stark vereinfachte Geschichte der Begegnung zwischen den Menschen und dem Banu-Protektorat erleben können. Allerdings wollen sich nur wenige Touristen auf den langen und beschwerlichen Weg zum äußeren Planeten machen, weshalb das Museum ständig kurz vor der Schließung steht.
Reisewarnung
Reisende sollten gewarnt sein, dass die Advocacy-Kräfte und lokalen Milizeinheiten in Davien aufgrund der langen von politischen Umwälzungen geprägten Geschichte des Systems äußerst streng mit Gesetzesverfehlungen umgehen. Kontrollstationen und gut ausgestattete Miliz-Raumschiffe sind hier die Regel und nur mit den fortschrittlichsten Geheimfächern kann man unerkannt Schmuggelware durch Davien transportieren. Für Schmuggler gibt es keine Gnade, auch nicht für die Harmloseren.