Galactic Guide: Tohil


Das frühe 28. Jahrhundert war eine turbulente Zeit für die UEE. Fast zwei Jahrhunderte erhöhter militärischer Spannungen mit den Xi‘an hatten das Imperium erschöpft und die Navy war entlang der Perry-Linie gefährlich unterbesetzt. Weit entfernt auf der gegenüberliegenden Seite der UEE war das Militär gleichzeitig mit dem Auftreten der Vanduul beschäftigt. Unterdessen entglitt dem Messer-Regime zusehends die Macht. Imperator Samuel Messer VIII., berüchtigt für seinen Hang zur Brutalität, wurde 2715 ermordet. Sein kränklicher älterer Bruder Galor bestieg daraufhin den Thron als Messer IX., inmitten von Kontroversen und Bedenken, dass er nicht in der Lage wäre, das Reich zu führen.

Inmitten all dieser Ungewissheit wurde 2716 das Tohil-System entdeckt. Das Chaos dieser Ära hielt die UEE davon ab, sich in dem System zu etablieren, und nur wenige hätten vorhersehen können, wie strategisch wichtig es werden würde. In der Zwischenzeit ermöglichte die mangelnde Präsenz der UEE den Gesetzlosen, im System Fuß zu fassen, und es erhielt den bis heute bestehenden Ruf eines Schmugglerparadieses.

Heute ist Tohil III aufgrund seiner großen geschichtlichen Bedeutung und seines einzigartigen Ökosystems ein faszinierendes Ziel für abenteuerlustige Reisende.

Die zufälligen Entdecker

Im Jahr 2716 streiften zwei unbedeutende Schmuggler im Nyx-System umher. Aadya Firmino, die Tochter eines bekannten, auf Terra ansässigen Baumagnaten, hatte ihr bequemes Zuhause verlassen, um das Abenteuer zu suchen. Sie entkam ihrer privilegierten Langeweile in einer Constellation und schloss sich schließlich Oisha Suen an, einer erfahrenen Pilotin und Mechanikerin. Gemeinsam führten sie von Levski aus kleinere Schmuggelmissionen durch, bis die People’s Alliance hinter Aadyas immer dreistere Versuche kam, ihre kriminellen Machenschaften auszuweiten, was zu ihrer Verbannung aus Levski führte.


Da sie sich nicht sicher waren, wo es als nächstes hingehen sollte, ließen sie ihre Constellation langsam durch den dunklen Nebel von Nyx treiben, während Aadya ihren nächsten Coup plante und Oisha einen Scanner testete, den sie gerade repariert hatte. Zunächst nahm Oisha an, dass die seltsamen Scanergebnisse auf einen Fehler ihrerseits zurückzuführen seien. Weitere Untersuchungen ergaben jedoch, dass dies nicht der Fall war; sie hatte einen neuen Sprungpunkt entdeckt, der das Schiff in das System brachte, welches als Tohil bekannt werden sollte.

Aadya und Oisha freuten sich über ihr Glück und debattierten, was sie mit ihrer Entdeckung anfangen sollten. Aadya behauptete, vertrauenswürdige Geschäftspartner mit geeigneter Scan-Ausrüstung zu haben, die ihnen dabei helfen könnten, abzuschätzen, welche Reichtümer sich im System befanden. Sie stimmten überein, dass es am besten sei, erst in Erfahrung zu bringen, was sie entdeckt hatten, bevor sie entschieden, was damit zu tun sei.

Aadya und Oisha reisten zum Bremen-System, um sich mit jenen Geschäftspartnern zu treffen, und feierten am Abend zuvor noch ausgiebig. Oisha erwachte am nächsten Tag mit einem fürchterlichen Kater und musste feststellen, dass Aadya verschwunden war. Bald überfluteten Berichte über die Entdeckung eines neuen Systems das Spectrum. Sie alle rechneten den Fund Aadya allein an und beschrieben sie als Entdeckerin, die ein luxuriöses Leben hinter sich gelassen hatte, nur um die Entdeckung ihres Lebens zu machen.

Zutiefst gekränkt durch den Verrat gab Oisha der Terra Gazette ein ausführliches Interview. Sie beschrieb ihre Rolle bei der Entdeckung des Systems und legte Beweise vor, darunter zahlreiche gefälschte Registrierungsnummern, mit der sie die Connie während ihrer Schmuggeloperationen ausgestattet hatten. Dies untergrub Aadyas Version der Geschehnisse. Der Skandal wurde vom Spectrum aufmerksam verfolgt, da Aadya zunächst die Anschuldigungen bestritt und dann versuchte, sich einer Überprüfung ihrer Behauptungen zu entziehen, als ihre Geschichte auseinanderfiel. Die Story verlor jedoch schließlich an Schwung und eine anschließende Untersuchung durch das Transport- und Navigationsministerium schrieb sowohl Aadya Firmino (da es sich um ihr Schiff handelte) als auch Oisha Suen (weil sie die erste Pilotin war, die erfolgreich durch den Sprungpunkt navigierte) die Entdeckung des Systems zu, während die Advocacy Haftbefehle gegen beide erließ.

In der Zwischenzeit reisten militärische Kundschafter nach Tohil und scannten das System. Sie stellten fest, dass es nur über geringe Ressourcen verfügte und keine mühelos bewohnbaren Planeten enthielt. Ein weiterer Nachteil war, dass man das System nur über das nicht beanspruchte Nyx-System erreichen konnte. Angesichts dringenderer Probleme, mit denen sich das Imperium konfrontiert sah, verzichtete die UEE darauf, das System zu beanspruchen.

Mit der Perry-Linie verbunden

Einige Jahre später entdeckte eine Aufklärungspatrouille der Navy im Oya-System einen Sprungpunkt, der nach Tohil führte. Plötzlich war das System mit der Perry-Linie verbunden, einer Reihe von Systemen, die während des Kalten Krieges ein Niemandsland zwischen der UEE und dem Imperium der Xi‘an bildeten. Das Militär betrachtete das System als kritisch für die Sicherheitsinteressen des Imperiums und im Jahr 2721 wurde es formell von der UEE beansprucht. Das Militär gab ihm den Namen Tohil nach einem alten Kriegsgott, um es mit der Bezeichnung der anderen Systeme der Perry-Linie in Einklang zu bringen. Streitkräfte wurden nach Tohil verlegt, in Vorbereitung auf eine mögliche Xi‘an-Invasion oder zur Verwendung bei möglichen Offensiven im Oya-System.

Militärische Aktivitäten innerhalb des Systems führten schließlich zur Entdeckung eines weiteren Sprungpunktes. Dieser verband Tohil mit dem Virtus-System, das bereits von den Xi’an besetzt war. Nach der Entdeckung machte das Militär eine Inventur seiner Streitkräfte und stellte fest, dass ihm die Ressourcen fehlten, um im System eine Präsenz aufzubauen und aufrechtzuerhalten, die in der Lage war, beide Sprungpunkte zu bewachen. Erschwerend kam hinzu, dass Verstärkungen zwei Sprünge entfernt waren und Nyx passieren mussten, bevor sie auf eine Bedrohung reagieren konnten. Umgeben von Unsicherheiten zog das Militär seine Streitkräfte nach Castra zurück und errichtete in der Nähe der Sprungpunkte von Tohil ein Netz von Annäherungssensoren, das es überwachte und aufrechterhielt.

Schmugglerparadies

Die reduzierte Präsenz des Militärs öffnete Gesetzlosen Tür und Tor. Diejenigen, die keine Lust hatten, sich unter die Levski-Revolutionäre zu mischen, strömten in das System. Vor allem Schmuggler florierten, nachdem sie entdeckt hatten, dass die schwimmenden pflanzlichen Biomassen auf Tohil III stark genug waren, um als Landezonen zu dienen. Die Verbindung des Systems mit Virtus wurde sogar zur sichersten Schmuggelroute zwischen der UEE und dem Xi’an-Imperium. Geraume Mengen an Schmuggelware und sogar Anti-Messer-Revolutionäre strömten durch Tohil.

Im Jahr 2789 galt das System als sicher genug vor den neugierigen Augen des Messer-Regimes, so dass dort ein geheimes Treffen zwischen dem terranischen Senator Terrence Akari und dem jungen Xi‘an-Imperator Kr.e stattfand. Die beiden handelten einen Friedensvertrag aus, der ein Bündnis für den Fall versprach, dass Messer und die Erde sich zu einem militärischen Vorgehen gegen die Xi‘an entschließen sollten, was aufzeigte, wie zahnlos das herrschende Regime geworden war. Es war ein verheerender Schlag, von dem sich die Messers nie mehr erholen würden, und drei Jahre später stürzte das despotische Regime schließlich über die Empörung, die das Massaker von Garron II hervorrief.

Tohil I

Tohil I ist nur knapp 0,064 AE von Tohils Hauptreihenstern des Typs K4 entfernt. Diese Nähe hat die kleine, gezeitensynchronisierte Welt in einen Lavaplaneten verwandelt, der völlig unbewohnbar ist.

Tohil II

Dieser felsige Mesoplanet, dessen Umlaufbahn ihn gerade so in der habitablen Zone des Systems platziert, ist intensiven Sonnenwinden ausgesetzt, von denen Wissenschaftler vermuten, dass sie seine Atmosphäre über viele Jahrtausende hinweg langsam abgetragen haben.

Tohil III

Tohil III ist ein von Natur aus bewohnbarer Ozeanplanet, der keine nennenswerten Landmassen besitzt. Dies veranlasste die UEE-Bürokraten zu der Frage, ob die Besiedlung dieses Planeten den Aufwand und die Kosten wert sei. Es fehlte auch an natürlichen Ressourcen, die Nemo so attraktiv gemacht hatten. Diese Faktoren waren letztlich ausschlaggebend für die ursprüngliche Entscheidung der UEE, das System nicht zu beanspruchen.

Was Tohil III jedoch besitzt, ist eines der interessantesten und ungewöhnlichsten Ökosysteme im bekannten Universum. Das Wasser ist übersät mit gewaltigen pflanzlichen Biomassen, die im Wesentlichen schwimmende Inseln darstellen. Flora konzentriert sich über und unter diesen treibenden Massen, während sich zahlreiche epiphytische Arten entlang der verworrenen Wurzeln und Äste der Insel verankern. Die Pflanzen, aus denen diese gigantischen Inseln bestehen, sind anders als alles, was anderswo entdeckt wurde. Bisher sind alle Versuche gescheitert, diese Biomassen in einem Labor oder auf einer anderen Welt zum Wachsen zu bringen.

Der Legende nach war es ein beschädigtes Schmugglerschiff, das zuerst versuchte, auf einer dieser „lebenden Inseln“ zu landen. In der Schmugglergemeinde sprach sich schnell herum, dass diese Pflanzen stark und robust genug waren, um Schiffe und sogar Bauwerke zu tragen. Die Schmuggler behielten das Geheimnis jedoch für sich und nutzten diese Inseln jahrelang als Übergabeort für illegale Waren oder als Versteck.

Der Rest des Imperiums erfuhr schließlich im Jahr 2789 von der unglaublichen Ökologie dieses Planeten, als sich der terranische Senator Akari auf der als Lemuria bekannten Insel heimlich mit Imperator Kr.e traf. Die Bilder dieses Treffens zeichneten den Ort als ein tropisches Paradies – abgesehen vom Sand. Nach dem Sturz der Messers strömten Touristen auf den Planeten, was die Gesetzlosen verärgerte, welche die vorherige Anonymität des Planeten bevorzugten. Als sich die UEE auf dem Planeten ausbreitete, waren die meisten Gesetzlosen gezwungen, ihre kriminellen Geschäfte an einen anderen Ort zu verlegen.

Obwohl Tohil III nicht vom Senat anerkannt ist, hat die UEE nach der Zerstörung der Insel Amidon im Jahr 2847 strenge Baubeschränkungen erlassen. Amidon war eine der größten und bevölkerungsreichsten Landezonen des Planeten, bis die Pflanzen, aus denen sie bestand, verdorrten und im Meer versanken. Da so wenig über den Lebenszyklus dieser Pflanzeninseln bekannt ist, gibt es in der wissenschaftlichen Gemeinschaft noch immer heftige Debatten darüber, ob unsere Anwesenheit bei der Zerstörung eine wesentliche Rolle gespielt hat.

Asteroidengürtel Tohil Alpha

Erste Scans des Asteroidengürtels entfachten Hoffnungen, dass es sich um ein besonders reiches Bergbaugebiet handeln würde. Doch nachfolgende Scans machten diesen Traum zunichte. Kleine Vorkommen mit wertvollen Ressourcen sind hier immer noch zu finden, aber der Konsens unter den größeren Bergbauunternehmen ist, dass deren Abbau mehr Mühe machen würde, als sie wert sind. Heute ist dieser dichte Asteroidengürtel vor allem als ein hervorragendes Versteck für Gesetzlose bekannt.

Tohil IV

Der letzte Planet des Systems ist eine gefrorene Supererde, die sich weit außerhalb der habitablen Zone befindet. Das bemerkenswerteste Merkmal des Planeten ist eine von häufigen Meteoren- und Asteroideneinschlägen gezeichnete Oberfläche. Nur wenige nehmen sich die Zeit, diese Welt zu besuchen, was sie Berichten zufolge zu einem bevorzugten Ziel unter einigen Schmugglern gemacht hat, die sich lieber nicht in bevölkerungsreichere Teile des Systems wagen möchten.

Reisewarnung

Bergarbeiter, die im dichten Asteroidengürtel von Tohil auf Ressourcensuche gehen wollen, sollten Vorsicht walten lassen. Der Gürtel ist gespickt mit Verstecken von Schmugglern und Gesetzlosen, die dafür bekannt sind, gefälschte Notsignale einzusetzen, um Schiffe in einen Hinterhalt zu locken.

Stimmen im Wind

„Man merkte einfach, dass etwas ernsthaft nicht stimmte. Normalerweise vergaß man leicht, dass man nicht auf festem Boden stand. Aber während der letzten Tage der Insel konnte man bei jedem Schritt spüren, wie sie ein wenig nachgab. Außerdem war der Geruch einfach fürchterlich, als würde der ganze Ort verrotten – was er wohl auch tatsächlich tat.“

– Dustin Wiltzie, ehemaliger Bewohner von Amidon Island, 2847

 

„Meine Hoffnung ist, dass wir einen Weg finden können, unsere beiden großartigen Spezies zusammenzubringen, anstatt sie voneinander fernzuhalten. Unsere Kulturen würden sehr davon profitieren, wenn wir auf der anderen Seite der Perry-Linie einen Freund statt einen Feind hätten.“

– Senator Terrence Akari beim Treffen mit Imperator Kr.e, 2789