Galactic Guide: Osiris



Entdeckung & Debatte

Der Stern Osiris ist ein rot-gelber Zwerg am unteren Ende der Skala und ist damit etwas kleiner und kälter als die Sonne. Es wird von einem Paar Planeten und einem dichten Asteroidengürtel umkreist. Nach seiner Entdeckung im späten 28. Jahrhundert wurde dem System nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Aufgrund seines kleinen Planetensystems und eines Asteroidenfeldes, das eher als Gefahr für die Navigation statt als lohnenswertes Ziel für Bergbauoperationen gesehen wurde, schien es so, als würde Osiris lediglich aufgrund seiner Nähe zu einigen viel bereisten Handelsrouten als Zwischenstopp zum Auftanken dienen. Eine detaillierte Untersuchung des Systems hat sich aufgrund der Revolution innerhalb der UEE lange verzögert.

Noch während Teams von Wissenschaftlern auf dem Weg in das Osiris-System waren, um ihre Arbeit aufzunehmen, kam Bildmaterial des Massakers von Garron II ans Licht und führte zu einem öffentlichen Aufschrei und Demonstrationen. Das bereits angeschlagene Messer-Regime musste feststellen, dass jeder niedergeschlagene Aufruhr nur neue Aufstände entzündete.

Nachdem sich der Staub gelegt hatte, kehrte die Regierung endlich in das fast vergessene Osiris-System zurück, um ihre Arbeit fortzusetzen. Bereits die ersten Untersuchungsergebnisse brachten faszinierende Erkenntnisse über den inneren Planeten zu Tage. Unter der dichten Wolkendecke fand sich eine extrem aktive Biosphäre, die sogar menschliches Leben zulässt. Tatsächlich war die vorgefundene Vielfalt an Lebewesen so groß wie nirgends sonst in der bekannten Galaxis.

Osiris wurde als erstem von 47 Systemen ein besonderer Schutzstatus im Rahmen des Fair Chance Acts zuteil. Möglich wurde dies durch die viel gelobte Entdeckung von Lebewesen auf einer höheren kognitiven Entwicklungsstufe auf Osiris I. Diese den Primaten auf der Erde ähnlichen Wesen sind heute als die Etos bekannt. Das System wurde dadurch unter Umweltschützern und Expansionisten gleichermaßen zu einer Berühmtheit. Als erdähnliche Welt, die vergleichsweise wenig Terraforming erfordern würde, entflammte am Beispiel Osiris eine neue Debatte über die Moral der Expansion. Im neuen politischen Umfeld wurde der Gedanke des Terraformens eines bewohnten Planeten als unmoralisch empfunden. Kritiker stellten zudem die Zulässigkeit eines Erstkontaktes sowie den möglichen Einfluss auf die Etos in Frage, sollten diese zu Empfindungen fähig sein.

Während die formale Verleihung des Schutzstatus und das darauffolgende Aufsehen zeitweilig genug Aufmerksamkeit auf das System lenkten, um die üblichen Schmuggler, Piraten und Schlimmeres abzuschrecken, hat das öffentliche Interesse wieder nachgelassen. Das Schreckgespenst der Budgetkürzungen sorgte zudem dafür, dass die Militärpräsenz im System reduziert wurde. Lediglich im Rahmen gelegentlicher Flottenmanöver patrouilliert die UEE noch durch das System. (Zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Guides lag die letzte bestätigte Militäraktion im Osiris-System etwa 27 Monate zurück. Das Schmuggeln von Lebensformen aller Art und andere illegale Aktionen finden also weitestgehend ungestört statt.)

Osiris I (inoffiziell: Etos)

Befragen Sie einen beliebigen Bürger zur sagenhaften Biosphäre des Planeten und Sie werden höchstwahrscheinlich Beschreibungen eines unglaublich dichten Regenwaldes voll mit allen erdenklichen Lebensformen zu hören bekommen. Die Realität könnte nicht weiter davon entfernt sein. Etos liegt an der inneren Grenze der habitablen Zone und das Leben hat sich dort entsprechend anders entwickelt als auf der Erde. Zuerst muss man verstehen, dass das Leben auf Etos nicht auf der Oberfläche gedeiht; es gibt keine dichten Wälder, die sich dem Himmel entgegenstrecken oder wilde, ungestüme Steppen. Zwar können Menschen in der Atmosphäre überleben, aber die enge Umlaufbahn führte dazu, dass das meiste Leben sich unter der Oberfläche entwickelt hat, verborgen vor den allgemeinen Scans der ersten Besucher.

Eben dort, im Untergrund ist die Welt sehr viel interessanter. Etos verfügt über ein weitläufiges, viele Kilometer tiefes Höhlensystem, das sich seinen Weg durch den Mantel des Planeten bahnt. Dort haben sich viele verschiedene Lebensformen angesiedelt, angefangen bei stacheligen Steinhummern bis hin zu einer Reihe von Spezies, die man am Besten als „schillernde Scheibe“ beschreibt (eingeprägt hat sich der inoffizielle Name Flopping Pancake (hüpfender Pfannkuchen)). Einer der entscheidenden Faktoren für den besonderen Schutzstatus war jedoch die Entdeckung des Phares-Affen, einem entfernt menschenähnlichen Primaten. Biologen gehen davon aus, dass er das Potenzial hat, eine höhere Intelligenz zu entwickeln. Mit etwas, das nur als natürliches „Trauergesicht“ bezeichnet werden kann, und seiner anscheinend friedlichen Natur wurde der Phares-Affe zur Ikone der Bewegung zur Bewahrung von Etos.

In den letzten Jahren wurde Etos zunehmend von extrem wagemutigen Schmugglern und illegalen wissenschaftlichen Untersuchungen heimgesucht. Diese reichen von den marodierenden Piraten, die nur ihre eigene Tasse aus dem Schädel eines Phares-Affen haben wollen (ein begehrter Gegenstand unter jenen, die das Gesetz missachten) und geht bis hin zu den größten Unternehmen, die im Untergrund kubikkilometerweise Biomasse verarbeiten, auf der Suche nach allerhand Nützlichem: von Allheilmitteln über legale Arzneimittel bis zu biologischen Waffen. Die illegalen Besucher haben keine festen Basen errichtet, für jene aber, die sich dem Planeten durch den Asteroidengürtel nähern, sind die Landezonen meist nicht schwer zu erkennen. Es gibt nicht viele Öffnungen zum Höhlennetzwerk des Planeten; die benutzten Eingänge sind üblicherweise sehr deutlich markiert.

Asteroidengürtel Osiris Alpha

Der Gürtel des Osiris-Systems ist einer der dichtesten Asteroidenfelder, die bisher entdeckt wurden. Geologen glauben, dass es sich um die Vorstufe eines Planeten handelt. Es wird angenommen, dass sich in einigen Milliarden Jahren genügend Material im Osiris-Gürtel verdichtet hat, um als Keimzelle für eine neue Welt zu dienen. Bergbauarbeitern und anderen Besuchern hat er wenig zu bieten. Schwermetalle und seltene Mineralien sind rar und so weit verstreut, dass sich der Abbau aktuell nicht lohnt.

Osiris II

Der Gasriese Osiris II ist der Grund, weswegen Prospektoren überhaupt auf das System aufmerksam geworden sind. Es handelt sich um eine große jupiterähnliche Welt aus reinem Wasserstoff. Osiris II ist damit der perfekte Zwischenstopp für alle, die ihre Sprungantriebe und Triebwerke wieder auftanken wollen. Zwar steht Osiris II theoretisch unter dem Schutz des Fair Chance Acts, jedoch wurde der Planet per Gesetz davon ausgenommen und für die Nutzung sowohl durch Treibstoff- als auch Raffinerieunternehmen freigegeben. Aufgrund der Lage der Sprungpunkte (alle bis heute entdeckten Sprünge befinden sich außerhalb des Asteroidengürtels) können vorbeifliegende Schiffe Osiris II nutzen, ohne irgendeinen spürbaren Einfluss auf die Lebensformen auf Etos auszuüben. Auch wenn die Handelsaussichten sich seit der Entdeckung des Systems verschlechtert haben, gibt es doch bis heute noch eine Station an einem der Lagrange-Punkte von Osiris II. Den Besitzer hier aufzuführen, wäre sinnlos. Ursprünglich das Flaggschiff von Cry-Astro wechselt heutzutage der Eigentümer fast monatlich von einem unbekannten Unternehmen zum nächsten.

Reisewarmung

Nur weil Sie auf dem Planeten landen können, heißt das nicht, dass Sie es auch sollten. Während die lockere Überwachung durch die UEE den Besuch des Osiris-Systems relativ einfach macht, können Sie sich andererseits nicht auf die übliche Sicherheit im Imperium verlassen. Seien Sie vorsichtig!

Stimmen im Wind

„Osiris bot uns eine einmalige Gelegenheit. Die niederträchtig geführte Diskussion um Besiedlung und Koexistenz hatte all die Puzzleteile, die es brauchte, um uns einknicken zu lassen. Doch wir blieben standhaft. Die Menschheit hat richtig entschieden.“

– Imperator Erin Toi, Auszug aus den Memoiren „Auf dem Weg“


"Die Kreatur fiel mir auf, als das Licht der Taschenlampe einen prismatischen Kegel von Farben über ihren gelatinösen, scheibenförmigen Körper bewegte. Als ich näher heranrückte, um einen besseren Blick zu bekommen, schälte es sich von der Felsoberfläche ab und fiel auf eine Art und Weise zu Boden, die nur als hüpfender Pfannkuchen beschrieben werden kann."

- Esther Punari, Etos Feldnotizen, 2823