Galactic Guide: Kallis

Ein Stern wird geboren

Das kürzlich entdeckte Kallis-System – eine strudelnde Masse aus Möglichkeiten – fasziniert Forscher und Wissenschaftler rund um das Imperium, indem es ihnen eine seltene Gelegenheit bietet: die Entstehung eines Sonnensystems hautnah zu erleben.

Kallis wurde erstmals im Jahr 2921 über seine Sprungpunkt-Verbindung nach Oso besucht und erste Scans des Systems offenbarten einen Hauptreihenstern der Klasse G, den neun Protoplaneten in unterschiedlichen Entwicklungsstadien umkreisen. Offiziell wird die Entdeckung des Systems OB Station Chimera zugeschrieben, der zentralen Forschungseinrichtung in Oso. Doch viele beharren darauf, dass der ehemaligen Gefreiten Gabby Rifon diese Ehre gebührt.

Rifon war Teil des Armeesicherheitsdienstes, der unter dem Fair Chance Act damit beauftragt ist, Oso II vor Wilderern, Schmugglern und anderen Eindringlingen zu schützen, und diente als Technikerin für Langstreckenscanner, die das System nach unberechtigten Schiffen absuchten. Laut späteren Interviews war Gabby oftmals “todlangweilig“, während sie stundenlang nach Schiffen Ausschau hielt. Stattdessen ließ sie ihre Pflichten schleifen und justierte die Scanstation, um nach Raumanomalien zu suchen. Es war während einer dieser nicht autorisierten Suchvorgänge, dass Gabby erregt schwache Anzeichen eines Sprungpunktes auffielen. Als sie ihren kommandierenden Offizier über ihre Entdeckung informierte, brachte es die Tatsache ans Licht, dass Gabby Stunden ihrer Schicht „vergeudet“ hatte. Eine Woche bevor das erste Schiff den Oso-Kallis-Sprungpunkt durchquerte, wurde Gabby für die unsachgemäße Verwendung von Armeeressourcen unehrenhaft entlassen.

Eine zweite Chance

Fast augenblicklich wurde klar, dass Kallis („Geliebte“ in einem Mars-Dialekt) ein System von großem Wert war. Ein weiteres Mal erhielt die Menschheit die Chance, die Geburt eines Sonnensystems mitzuerleben und Wissenschaftler aus dem gesamten Imperium gelobten, sich diese Gelegenheit nicht noch einmal entgehen zu lassen, wie es im Gurzil-System geschehen war.

Als Gurzil – ein System, dass sich noch in seiner Akkretionsphase befindet – im Jahr 2539 entdeckt wurde, war den Wissenschaftlern der Zugang aufgrund von Sicherheitsbedenken bald verwehrt worden. Nach dem Auftauchen von Schiffen der Xi’an wurde Gurzil Teil der kurz zuvor von der UPE geschaffenen Perry-Linie und zugunsten der Sicherheit der Grenzen der UEE gesperrt. Für die nächsten paar Jahrhunderte war der Zutritt zu dem System mit Ausnahme des Militärs untersagt.

Nach Auflösung der Perry-Linie hoffte die wissenschaftliche Gemeinschaft, dass Gurzil nun unter den Schutz des Fair Chance Acts gestellt werden würde. Doch verschiedene Branchen argumentierten, dass Jahrhunderte der militärischen Intervention dem System bereits den größten Teil seines ursprünglichen wissenschaftlichen Werts geraubt hätten und dass es dem finanziell klammen Imperium besser mit seinen wertvollen Ressourcen dienen würde. Am Ende stimmte der Senat gegen eine Anwendung des Fair Chance Acts auf Gurzil und entschied, sowohl Forschung als auch begrenzten Bergbau in dem System zu gestatten.

Die wissenschaftliche Gemeinschaft war hoch motiviert, es in Kallis nicht so weit kommen zu lassen.

In vorderster Reihe

Innerhalb eines Monats der Veröffentlichung des ersten Scanberichts von Kallis wurde im Senat ein Gesetz eingebracht, das System unter den Schutz des Fair Chance Acts zu stellen. Und dieses Mal, dank des unberührten Zustands des Systems sowie einer wohlwollenderen, von Transitionalisten kontrollierten Kammer, wurde es verabschiedet. Das System wurde umgehend für die kommerzielle Erschließung und den allgemeinem Verkehr gesperrt. Von diesem Zeitpunkt an würde Kallis ein Refugium für Forschung und Entdeckung sein.

Unter der Führung eines gemeinsamen Verwaltungsrats aus Army und der Imperial Science and Technology Foundation (Imperiale Stiftung für Wissenschaft und Technologie) hat sich unser Wissen und Verständnis über das uns umgebende Universum in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich erweitert. Zweifellos ist dies erst der Anfang einer Entwicklung, die sich in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen wird, während die Forschung in Kallis unentwegt fortgeführt wird und neue Generationen von Wissenschaftlern begierig auf ihre Chance warten, die Geheimnisse der Natur hautnah zu erforschen.

Kallis I

Kallis I – ein loser Zusammenschluss aus kürzlich miteinander verschmolzenen Planetesimalen – ist ein kleiner, sich entwickelnder Protoplanet mit einer stark exzentrischen Umlaufbahn, der viele Forscher spekulieren lässt, ob er auseinanderbrechen wird, bevor er seine Entwicklung zum vollwertigen Planeten abschließen kann.

Asteroidengürtel Kallis Alpha

Da die beginnende Gravitation der naheliegenden sich formenden Welten an dieser dichten Ansammlung von Planetesimalen zieht, können häufige Kollisionen chaotische Bewegungen und gefährliche Reisebedingungen in ihre Nähe verursachen.

Kallis II & III

Diese zwei felsigen terrestrischen Welten teilen sich momentan einen Orbit, doch es wird erwartet, dass einer dieser Planetoiden schließlich genug Masse von den umgebenden Asteroidengürteln ansammeln wird, sodass er „das Rennen gewinnen“ und sein Geschwister schließlich vereinnahmen wird.

Kallis Asteroidengürtel Beta

Dieser Asteroidengürtel – eine wirbelnde Masse aus Asteroiden und Staubteilchen – besteht aus Stoffen mit hohen Schmelzpunkten. Obwohl es hier genug Masse gibt, um drei bis fünf Planeten entstehen zu lassen, hat die Bahnresonanz mit den umliegenden Planeten dies bis jetzt verhindert.

Kallis IV, V, VI

Diese drei terrestrischen Welten sind für Wissenschaftler von besonderer Bedeutung, da sie am wahrscheinlichsten eines Tages Leben ermöglichen könnten. Insbesondere Kallis IV besitzt eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem, wie die Erde in der Vorstellung vieler in ihrer Anfangsphase ausgesehen haben muss. Mit aktiven Vulkanen, die möglicherweise eine Atmosphäre bilden, versuchen Forscher Überwachungsmethoden zu entwickeln, die in der Lage sind, die Lebzeiten zu überstehen, welche die Atmosphäre zur Entstehung benötigt. Während Kallis V momentan nicht das Potential besitzt, eine Atmosphäre zu bilden, deutet das Gestein, das seine felsige Oberfläche umkreist, darauf hin, dass der Planetoid bald eine Reihe von Monden sein Eigen nennen darf. Von den dreien am wenigsten entwickelt besitzt Kallis VI eine Oberfläche, die gänzlich aus geschmolzenem Gestein zusammengesetzt ist, was ihr ein planetares Leuchten verleiht.

OB Station Gryphon

Gelegen in der Nähe des Kallis-Oso-Sprungpunktes wurde OB Station Gryphon Ende 2922 in Betrieb genommen und diente dem gesamten System seitdem als Drehkreuz. Um das lebende Experiment zu bewahren, dass Kallis und seine Protoplaneten darstellen, wurden Bauvorhaben im Rest des Systems extrem limitiert. Obwohl kleine Beobachtungsposten und Scansatelliten im gesamten System verteilt sind, ist Gryphon Ihre einzige Wahl, wenn Sie tanken oder Ihre Vorräte auffüllen möchten. Sämtliche Lieferungen in das System werden darüber hinaus durch diese Station geleitet, um sicherzustellen, dass die strikten Protokolle des Fair Chance Acts befolgt werden.

Trotz des Hauptaugenmerks des Systems auf akademische Themen hat es einen schlechten Ruf für seine einzigartige Gesellschaft erlangt, die sich hier über die Jahre entwickelt hat. Aufgrund des Armeepersonals, das hier stationiert ist, um das System zu schützen, und den jungen Hochschulabsolventen, die hier Forschung betreiben, beträgt das mittlere Alter der kleinen Bevölkerung des Systems weit unter 30. Es ist daher kein Wunder, dass es in den Habitaten etwas lautstärker zugehen kann, da Forscher (die nach einsamen Tagen auf abgelegenen Beobachtungsposten etwas Dampf ablassen wollen) und Soldaten (mit überschüssiger Energie, nachdem sie lange Schichten damit verbracht haben, nach Eindringlingen zu suchen) sich zu Drinks und hitzigen Debatten treffen. Man gebe eine wachsende Anzahl an Philosophen und Spiritualisten hinzu, die hierhergekommen sind, um tiefere Wahrheiten über den Ursprung des Universums zu ergründen, und man kann verstehen, warum OB Station Gryphon ein Reiseziel ist wie kein anderes im Imperium.

Kallis VII & VIII

Gelegen jenseits von Kallis’ Frostgrenze entstanden die zwei Riesen des Systems aus instabilen Eisverbindungen und eingefangenem Wasserstoff und Helium. Kallis VII hat einige Exoklimatologen angezogen, die an der Erforschung seiner aufkeimenden Sturmsysteme interessiert sind. Während Kallis VIII jene begeistert, die ein umfassenderes Modell der Dynamik und Chemie in der Atmosphäre von Eisriesen erstellen möchten.

Kallis IX

Kallis IX – ein kleiner Planetesimal, der seine Sonne in großer Entfernung umkreist – zeichnet sich dadurch aus, dass er der einzige Himmelskörper in dem System ist, dessen Oberfläche durch orbitale Bergbaulaser verunstaltet wurde – dank eines gemeinsamen Projekts der UEE mit der Forschungsabteilung des Bergbaukonglomerats Shubin Interstellar, mit dem Ziel, die Rolle dieses Zwergplaneten bei der Entstehung des Systems besser zu verstehen.

Reisewarnung

Von allen im System ankommenden Schiffen wird erwartet, dass sie zunächst bei OB Station Gryphon haltmachen, um sich offiziell zu registrieren. Reisen innerhalb des Systems, ohne sich zuvor die benötigten Genehmigungen eingeholt zu haben, ist ein sicherer Weg, den Zorn der patrouillierenden Armeepiloten auf sich zu ziehen.

Stimmen im Wind

„Ich habe in meinen zwei Jahren in Kallis eine Menge gelernt. Unglücklicherweise habe ich dank meiner Besuche von Gryphon innerhalb dieser zwei Jahre das meiste wieder vergessen.“

– Dr. Wahid Allimon, Professor für Geologie, Universität von Rhetor, 2945

„Obwohl meine Mutter nicht die ihr gebührende Anerkennung für die Entdeckung des Systems erhalten hat, ist es ein kleiner Trost, dass sie die Station nach ihr benannt haben. Sicher, wenn Sie sie fragen, werden sie behaupten, die Station wäre nach einem dieser Löwen-Vogel-Dinger benannt worden. Aber mal ehrlich, es ist ziemlich klar, dass die verantwortlichen Wissenschaftler den Typen von der Armee den Finger zeigen wollten, als sie sich diesen Namen ausgesucht haben.“

– Alice Thomas, Tochter von Gabby Rifon, 2943