Galactic Guide: Gliese



Als geschäftiges Zentrum des Handels zwischen den Spezies mit mehreren Asteroidengürteln und sechs Planeten, die den blauweißen Stern in ihrer Mitte umkreisen, ist das ressourcenreiche Gliese-System seit über zwei Jahrhunderten ein beliebtes Ziel für menschliche Reisende. Obwohl die Menschheit heute im System gut etabliert ist und mehrere aufstrebende Siedlungen ihr Eigen nennt, benötigte es hunderte von Jahren des Verhandelns, bis es dazu kommen konnte. Denn obwohl die Banu sehr daran interessiert sind, mit anderen Spezies Handel zu treiben, sind ihre Handelsrouten ein sorgsam gehütetes Gut.

Nach dem ersten Kontakt im Jahr 2438 lernte die UNE schnell, wie komplex Verhandlungen mit den Banu sein konnten. Die Vereinbarung eines Handelsabkommens mit dem Protektorat war nicht genug – um Zugang zu individuellen Systemen zu erhalten, war es erforderlich, dass die Abgesandten separate Abkommen mit einer Vielfalt an planetaren Regierungsorganen bis hinunter zu Navigationssouli (Souli=Gilde) für den Erwerb von Kartenmaterial schlossen. Darüber hinaus gab es das Problem, dass sich Aufsichtsorgane auflösten, nur um von einer neuen Souli ersetzt zu werden, das die Verhandlungsrechte erstanden hatte, was den ganzen Prozess wieder von vorne beginnen ließ. Selbst dann waren viele Systeme kaum dazu bereit, Menschen willkommen zu heißen, um die Konkurrenz zu begrenzen, den Fluss von Waren durch ihr System zu kontrollieren und extrem hohe Gebühren für den Zugang zu verlangen. Nach mehreren Jahrzehnten und aller Komplikationen zum Trotz wurden der UNE schließlich Besuchsrechte zu mehreren Systemen wie Bacchus, Geddon and Kins gewährt. Dieser Trend sollte sich jedoch nicht fortsetzen.

Durch die unglücklichen Umstände des Erstkontaktes mit den Xi’an und der schrecklichen Gewalt des Ersten Tevarin-Krieges änderte sich die Haltung der Menschheit zu fremden Spezies. Während bereits existierender Handel mit den Banu toleriert wurde und man während ressourcenhungriger Kriegszeiten sogar darauf angewiesen war, verschwand die Bereitschaft der Regierung, Beziehungen zu anderen Spezies auszuweiten, mit dem Beginn des Messer-Regimes völlig. Es sollte bis zur schweren wirtschaftlichen Rezession des frühen 28. Jahrhunderts dauern, bis sich dieser neue Status Quo änderte.

Mit ungezügelten Militärausgaben auf einem Höchststand im Angesicht der ersten Übergriffe durch die Vanduul zusammen mit dem höchsten Steuersatz, den die UEE je gesehen hatte, war die Wirtschaft des Imperiums zur Jahrhundertwende stagniert. Nachdem Imperator Messer VIII zahlreiche andere Taktiken ausprobiert hatte, um Marktwachstum anzuregen, entschied er sich für einen neuen, drastischeren Ansatz. Seine Theorie war: Wenn es der UEE gelang, ihre Handelsmärkte auszuweiten, würde dies einen neuen Zustrom an Credits bedeuten, der als Resetknopf für mehrere wichtige Sektoren fungieren würde. Zum ersten Mal seit zwei Jahrhunderten sandte die Menschheit eine Delegation aus, um Zugangsrechte zu einem neuen Banu-System, Gliese, zu verhandeln.

Gerüchten zufolge musste die UEE mehrere Unternehmen unter Druck setzen, den Banu wertvolle Blaupausen und Technologieschemata auszuhändigen, um den Deal über die Bühne zu bringen. Doch, wie viele Ökonomen glauben, verlängerte die Eröffnung von Handelsbeziehungen mit Gliese im Jahre 2712 am Ende das Leben des Messer-Regimes um weitere 80 Jahre. Als pulsierendes Handelszentrum mit einer großen Vielfalt an Ressourcen war Gliese ein Segen für die Industrie des Imperiums, da die Menschheit den regen Handel mit seinen wertvollen Rohmaterialien und Industrieerzeugnissen mit offenen Armen annahm. Allerdings besitzt Gliese ein weiteres Merkmal, das einige für seinen größten Anziehungspunkt halten – eine mysteriöse terraformte Welt.

Gliese I & Gliese II

Die zwei innersten Planeten des Systems sind, verglichen mit dem Trubel, der auf den zentralen, weiter außen gelegenen Handelsrouten gefunden werden kann, verhältnismäßig ruhig. Dank seines überhitzten Eisenkerns erfährt Gliese I regelmäßig Besuch durch Menschen, die behaupten, die Umkreisung des Planeten könne Symptome lindern, die mit kybernetischen Prothesen zusammenhängen (eine Behauptung, die sofern noch nicht von der etablierten medizinischen Fachwelt unterstützt wird).

Gliese II

Gliese II ist bemerkenswert für seine rückläufige Rotation, was bedeutet, dass sich dieser Smogplanet in die entgegengesetzte Richtung seiner Geschwisterwelten dreht.

Asteroidengürtel Gliese Alpha

Als „aktiver” Bergbaugürtel in jeder Hinsicht ist diese Region berüchtigt für ihre häufigen Gewaltausbrüche, wenn rivalisierende Soulis Streitigkeiten um Ansprüche auf das wertvolle Erz austragen, das hier noch immer aus Asteroiden gewonnen wird. Obwohl die Banu üblicherweise friedfertige Verhandlungen bevorzugen, scheint der Ressourcenreichtum hier viele der Soulis dazu angetrieben zu haben, nach gewaltsamen Lösungen zu suchen.

Gliese III

Anders als der nahegelegene Asteroidengürtel stellt Gliese III – eine terrestrische Welt ohne Atmosphäre – eine typischere Bergbauoperation der Banu dar. Seine diversen Gilden formen eine heterogene Landschaft bestehend aus Außenposten und Bergbaueinrichtungen, da die Kontrolle über die Gebiete regelmäßig von einer Souli zur anderen wechselt.

Gliese IV (Nogo)

Als Menschen das erste Mal in Gliese ankamen, waren sie schockiert, einen vollständig terraformten Planeten ohne einen einzigen Banu-Bewohner vorzufinden. Mit üppigen Wäldern und grasbewachsenen Hügellandschaften schien Gliese reif für die Besiedlung und zu einem Zeitpunkt müssen die Banu genauso gedacht haben. Große Teile der Oberfläche des Planeten beherbergen zerfallende Ruinen von uralten, lange verlassenen Siedlungen. Wenn man die Banu fragt, warum der Planet unangetastet bleibt, antworten die meisten einfach nur, dass es ihnen nicht gestattet sei, ihn anzufliegen. Diese häufige Aussage hat dem Planeten unter Menschen, die das System besuchen, den Spitznamen „Nogo“ eingebracht. Aufgrund der einzigartigen Herangehensweise an die Geschichte ist es den Banu nicht wichtig, warum die Welt unangetastet bleiben muss, sondern lediglich, dass es so sein soll.

Nachdem eine wissenschaftliche Analyse keinen offensichtlichen Grund offenbart hat, warum die Welt gefährlich sein könnte, haben sich mehrere menschliche Kolonien dazu entschlossen, die Welt zu beanspruchen und bauen sich (bis dato) mit großem Erfolg ein Leben auf. Sie betreiben sogar einen regen Handel mit der naheliegenden Lyris-Flottille, deren Bewohner einen unersättlichen Appetit auf Frischwaren besitzen, die auf dem Planeten angebaut werden. Mehrere renommierte Xeno-Archäologen haben sich der Erforschung der Banu-Ruinen dieser Welt verschrieben, um die Wahrheit über den Grund herauszufinden, warum die Banu dazu gezwungen waren, den Planeten aufzugeben.

Jedoch ist auf Nogo nicht alles so vollkommen idyllisch, wie Bilder der wunderschönen Landschaft glauben machen möchten. Mehrere Banditenbanden haben sich hier niedergelassen und erstarken Dank des Fehlens einer formalen Regierung und eines Militärs, insbesondere da Banu-Söldner nicht in die Atmosphäre abtauchen. Neue Informationen kamen jedoch ans Licht, welche jenen, die sich auf Gliese IV verstecken, einen Grund geben könnten, es sich anders zu überlegen. Dank des Historical Truth Acts (Gesetz für historische Wahrheit) hat eine jüngste Informationsfreigabe enthüllt, dass die UEE ein Geheimprogramm namens „Project Eclipse“ betrieb, um eine besonders gefährliche Gruppe Aufständischer auf dieser Welt mit Elite-Tarnbombern anzugreifen.

Lyris-Flotille

Die Lyris-Flottille – das Herz des Handelsgewerbes im System – ist ein semipermanenter Liegeplatz zusammengesetzt aus mehreren Stationen und großen Schiffen, die ein enormes Handelszentrum bilden. Fast sämtliches Erz und andere Ressourcen, die in dem System abgebaut werden, durchlaufen Lyris auf ihrem Weg zu dutzenden von anderen Systemen. Aufgrund der vielen Besucher, die tagtäglich bei der Flottille Halt machen, kann man in ihrer Vielzahl von Flügeln und Hallen ein unglaubliches Mischmasch an Lebensmitteln sowie Einkaufs- und Vergnügungsmöglichkeiten vorfinden. Aufgrund einer Altersbestimmung der ältesten Teile der Flottille wird gemutmaßt, dass die ersten Schiffe, die hier während der Räumung von Gliese IV zusammenkamen, sich schließlich zu der Struktur entwickelten, die wir heute sehen.

Asteroidengürtel Gliese Beta

Da sich der Bergbau hier einfacher gestaltete als im Asteroidengürtel Alpha, zieht diese Gruppe von stark ausgebeuteten Asteroiden heute mehr Schrottsammler als Bergbauarbeiter an, die das Material von alten Außenposten und verlassenem Bergbaugerät zu bergen versuchen.

Gliese V

Dicke Wolken aus dichtem Wasserdampf bedecken die Oberfläche dieses warmen Gasriesen, der von einer Vielzahl an Kondensatoren umkreist wird. Das menschliche Unternehmen Terragra nutzt Gliese V als eine Quelle für ihre Marke an Tafelwasser und behauptet, dass dessen Reinheit im gesamten Imperium seines Gleichen sucht.

Asteroidencluster Gliese Gamma

Dieser abgelegene und verstreute Asteroidencluster ist für seine Gefährlichkeit berüchtigt und dank seiner Abgeschiedenheit und heimtückischen Gaseinschlüsse nur für erfahrene Bergbauarbeiter als Arbeitsort geeignet.

Gliese VI

Dieser abgelegene, karge Protoplanet – der letzte Halt vor dem Verlassen des Systems – ist übersät mit  Opfergaben, welche von neuen Handelssoulis mit der Bitte um Glück vor dem Antreten ihrer ersten Reise hinterlassen wurden.

Reisewarnung

Viele Stände auf Lyris’ Markt werden Besuchern als Teil des traditionellen Geschäftsabschlusses einen Drink aus ihrem „Slomaddon“ anbieten – einem großen, verzierten Braugefäß. Piloten, die sich einen Slomaddon genehmigt haben, wird geraten, vor dem Fliegen ein paar Stunden zu warten, da einige der Zutaten auf Menschen eine verzögerte berauschende Wirkung haben können, die nicht sofort erkennbar ist.

Stimmen im Wind

„Der einzige Lichtblick in Samuel Messers furchtbar brutalen Amtszeit war die Eröffnung von Handelsbeziehungen mit Gliese und dass er für eine relativ kurze Zeit von 18 Jahren regierte.“

– Sydney Kamarck, A Cruel Farewell: A Survey of Imperators Before the Fall (Ein kritischer Abgesang: Ein Überblick über die Imperatoren vor dem Fall), 2877


„Wenn du dich jemals fragst, was mit den Shirts der Verlierer all der Sataball-Meisterschaften geschieht, dann warst du, mein Freund, niemals auf Lyris. Es ist, als ob die Banu dort alle in einem unglaublichen alternativen Universum leben, in dem die Jumpers ’39 gewonnen haben.“

– Tobias Dapur, Dapur Tells Da Truth Comedy Special (Comedy-Special „Dapur sagt die Wahrheit“), 2942