Galactic Guide: Chronos



Synthworld

Das Chronos-System liegt im Randbereich der UEE und war seit seiner Entdeckung im Jahr 2863 in Geheimhaltung und politische Kontroversen gehüllt. Nach den offiziellen Unterlagen der Regierung war es die damals im Kellog-System stationierte 18. Schlachtflotte der Navy, die als erste die Reise nach Chronos antrat, nachdem sie den Sprungpunkt während einer Routinepatrouille entdeckt hatte. Es ist jedoch anzumerken, dass in einem aktuellen Gerichtsverfahren, Contraly gegen die UEE, behauptet wird, dass in Wirklichkeit Contralys Urgroßvater das System entdeckt und die Entdeckung an die 18. Flotte weitergegeben hatte. Der Behauptung nach wurde ihm jedoch die ihm gebührende Anerkennung aufgrund von Komplikationen im Zusammenhang mit einem ausstehenden Haftbefehl für Wilderei von Orms auf Xis verwehrt. Historiker haben sich in der Debatte auf beide Seiten geschlagen und die Entscheidung liegt noch immer in den Händen des Gerichts.

Wie dem auch sei, zur Zeit der Entdeckung bestand das System aus einem Hauptreihenstern des Typs G, zwei unbewohnten Planeten, die sich nahe der Sonne befanden, und sonst nichts. Aufgrund seiner abgelegenen Lage und dem Fehlen von Ressourcen oder bewohnbaren Planeten, dachten nur wenige, dass die UEE ein Interesse an dem System zeigen würde. Daher waren Beobachter sehr überrascht, als die UEE Chronos umgehend zur Sperrzone für die alleinige Verwendung und Erschließung durch die Regierung erklärte. Als militärische Schiffe begannen, regelmäßig das leere System anzusteuern, hinterfragten neugierige Mitglieder der Öffentlichkeit, was tatsächlich im Chronos-System vor sich ging.

Jahrelang reichten die Theorien von fantasielos (ultimative Massenvernichtungswaffe) bis beflügelt (unsichtbare Raumstation). Eine engagierte Verschwörungstheoretikerin ging angeblich sogar so weit, sich auf einem Militärschiff als blinder Passagier zu verstecken, als dieses in das System reiste. Als sie später behauptete, dass es in dem System nichts zu finden gäbe, erzürnte ihre Unfähigkeit, etwas Skandalöses aufzudecken, die anderen Verschwörungstheoretiker und heizte die Spekulation nur weiter an. Ihrer Meinung nach war der einzige Grund, warum sie absolut nichts entdecken konnte, dass es tatsächlich etwas zu finden gab und die Regierung wieder einmal alles vertuschte. Jene, die an die Vertuschung glaubten, waren sich nun noch sicherer, dass es einen Grund geben müsse, warum die UEE Chronos für sich behalten wollte.

Es sollte bis zum Jahr 2872 dauern, bis Imperator Corbyn Salehi vortrat und offiziell verkündete, woran die Regierung gearbeitet hatte. Chronos würde die Heimat von Projekt Archangel werden, landläufig bekannt als „Synthworld“ – eine gewaltige Initiative der UEE mit dem Ziel, einen Planeten von Grund auf zu erschaffen. Nach Jahrhunderten der Umgestaltung von Planeten mit Hilfe der Terraformingtechnologie machte sich die Menschheit nun daran, selbst einen zu kreieren.

Projekt Archangel

Viele Umstände machten das Chronos-System zu einem idealen Standort für dieses ambitionierte Projekt. Die Ähnlichkeit seines Sterns mit der Sonne des menschlichen Heimatsystems machte es ideal für die menschliche Besiedlung. Seine zwei Planeten waren öde Felsen, was bedeutete, dass das enorme Unterfangen weder Bewohner stören noch die Jahrzehnte des Baus und der Experimente jemanden gefährden würden, der nichts mit dem Projekt zu tun hatte. Das Fehlen von Planeten jenseits von Bruder und Schwester ermöglichte es, die Synthworld in der idealen Entfernung zum Stern zu platzieren. Ein zusätzlicher Vorteil war die Abgelegenheit des Systems, was die Wahrscheinlichkeit von unwillkommenen Besuchern und neugierigen Blicken verringerte.

Als das Projekt verkündet wurde, symbolisierte es eine Zukunft, in der die Menschheit bewohnbare Welten erschaffen konnte, ohne die Gefahr, anderen Spezies zu schaden. Transportunternehmer machten die lange Reise in das System, selbst wenn der Profit anderswo größer war. Wissenschaftler erklärten unentwegt, was der Erfolg von Archangel für die Zukunft des Imperiums bedeuten könnte und Zivilisten in jedem System warteten gespannt auf die Geburt einer neuen Welt.

Als die Jahrzehnte verstrichen, schien die Verheißung jedoch zusammen mit dem Interesse der Öffentlichkeit zu schwinden. Trotz Milliarden von Arbeitsstunden und Credits schien der Planet seiner Vollendung nicht näherzukommen. Das Projekt wurde von Korruptionsskandalen und Kostenüberschreitungen überschattet, was einige progressive Traditionalisten dazu anstieß, es einen „finanziellen Vampir“ zu nennen, der Finanzmittel und Ressourcen von wichtigeren Projekten absaugte. Die Synthworld repräsentiere nicht länger die Zukunft, sie gefährdete sie.

Heute gibt es nur noch minimalen Verkehr in Chronos. Transportunternehmer bringen noch immer Versorgungsgüter zur Archangel-Station und einige durchqueren das System entlang der vorbestimmten Verkehrsrouten, um das Branaugh-System zu erreichen. Abgesehen davon gibt es kaum einen Grund, das Chronos-System zu besuchen.

Chronos I (Bruder)

Da er sich in einem engen Orbit um Chronos‘ Sonne bewegt, herrschen auf Bruders Oberfläche enorme Temperaturen. Zwar sind metallische Erze in der Kruste des Planeten zu finden, doch die intensive Hitze hat die UEE davon abgehalten, Mineralien für die Konstruktion der Synthworld abzubauen.

Chronos II (Schwester)

Der Planet Schwester ist bekannt für die Rolle, die er in einem der berüchtigtsten politischen Skandale in der Geschichte der UEE gespielt hat. Im Jahr 2925 wurde ein Attaché des Senats damit beauftragt, einen Fortschrittsbericht für ein unabhängiges Wirtschaftsprüfungskomitee zu erstellen. Sie fand heraus, dass die Sammel- und Raffinerieeinrichtungen, die gebaut werden sollten, um die Treibhausgase einzusammeln, die in der dichten Atmosphäre von Schwester gefangen waren, tatsächlich niemals errichtet worden waren. Es stellte sich heraus, dass ein leitender Vorarbeiter, Ellie Kanis, jahrelang unentdeckt Geldmittel von dem enormen Budget des Projektes veruntreut hatte.

Der öffentliche Aufschrei über Kanis‘ Eskapade intensivierte sich weiter, als Publikationen wie die Terra Gazette auf ihrer Titelseite den gestohlenen Betrag in einer Grafik darstellten. Zum ersten Mal verstand die breite Öffentlichkeit wirklich, wie viel Geld das Synthworld-Projekt das Imperium tatsächlich kostete. Der schleppende Bau der Synthworld und das sich aufblähende Defizit der Regierung erweckte bei vielen im Imperium Zweifel, ob das Projekt es noch immer Wert war, weitergeführt zu werden.

Chronos III (Sythworld)

Das bestimmende Merkmal des Chronos-Systems, die Synthworld, ebenso bekannt als Projekt Archangel, ist der Versuch der Menschheit, einen Planeten von Grund auf zu erschaffen. Diese ambitionierte Idee stammte vom Clarke-Komitee, einer Arbeitsgruppe der Regierung mit dem Auftrag, angesichts des Massakers von Garron II „eine bessere Zukunft für die Menschheit“ zu entsinnen. Wenn das Imperium in der Lage wäre, seine eigenen Welten zu erbauen, dann gäbe es keine Notwendigkeit mehr, die Zerstörung von sich entwickelndem Leben durch Terraforming zu riskieren.

In der zweiten Hälfte des 29. Jahrhunderts versuchte die UEE ihren Platz im Universum neu zu definieren. Das Messer-Regime war beinahe ein Jahrhundert zuvor gestürzt worden, doch gab es noch immer Gier und Korruption in der Regierung. Inmitten dieser Ungewissheit brachte Corbyn Salehi im Amt des Imperators eine Welle von Reformen ins Rollen. Er setzte sich für eine offene, ehrliche und ehrgeizige Regierung ein. Als ein Mann der Tat und nicht nur der Worte machte er sich den abenteuerlichsten Vorschlag des Clarke-Komitees zu eigen – einen menschengeschaffenen Planeten. Er glaubte, dass, wenn sich die Menschheit für ein ambitioniertes Ziel vereinen würde, sie ihre unbedeutenden Differenzen, die sie zurückhielten, hinter sich lassen könnte.

Salehis Optimismus war ansteckend, was ihm die notwendige öffentliche und politische Unterstützung einbrachte. Für Jahrzehnte, selbst als er nicht mehr das Amt des Imperators bekleidete, erhielt seine Vision den Glauben der Menschen an das Projekt aufrecht. Unglücklicherweise starb Salehi im Jahr 2922 aufgrund unerwarteter Komplikationen mit seiner künstlichen Bauchspeicheldrüse. Ohne seine treibende Kraft kamen harte Zeiten auf das Projekt zu.

Heute dauert der Bau der Synthworld weiter an. Lageberichte zum Projekt sind seltener geworden, doch Wissenschaftler und Ingenieure der Regierung behaupten, dass sie Fortschritte machen. Viele hoffen noch immer, dass sich die Zukunft der Menschheit in Chronos manifestieren wird. Ob die Synthworld der größte Erfolg der Menschheit oder ihre größte Niederlage sein wird, muss sich noch zeigen.

Archangel-Station

Die orbitale Station ist das Nervenzentrum der Synthworld-Baustelle. Sie bietet den Wissenschaftlern und Ingenieuren des Projekts ein Zuhause und ist ebenso der Anlaufhafen für Versorgungsgüter und Ressourcen, die benötigt werden, um den Planeten zu bauen und die Besatzung bei Laune zu halten.

Wegen des stetigen Stroms an Waren, der durch den Sektor fließt, und der sensiblen Natur des Projekts ist auch die 18. Schlachtflotte auf Archangel-Station beheimatet, wenn sie nicht gerade auf Patrouille ist. Teil der 18. Schlachtflotte ist die 999. Test Squadron. Bekannt als die „Wreckless“ [Wortspiel aus „draufgängerisch“ und „ohne Wrack“], ist diese elitäre Schwadron berühmt für die Erprobung von experimentellen Schiffen und Komponenten. Die unermesslichen Weiten jenseits von Archangel-Station, in denen sie nur selten andere Schiffe antreffen, haben sich als idealer Standort für die Erprobung von Technologien erwiesen, welche die Navy hofft, in ihr Arsenal integrieren zu können. Es scheint passend, dass die zukunftsorientierteste Schwadron der Navy das zukunftsorientierteste System des Imperiums ihr Zuhause nennt.

Reisewarnung

Obwohl die Synthworld uneingeschränkt bereist werden kann, müssen sämtliche Geschäfte über Archangel-Station abgewickelt werden. Jeder, der versucht, die Synthworld direkt anzufliegen, wird von Mitgliedern der 18. Schlachtflotte empfangen und aufgefordert, den Kurs zu ändern oder verheerende Konsequenzen in Kauf zu nehmen.

Stimmen im Wind

„Zu lange fehlte der Menschheit ein verbindendes Ziel, das uns inspiriert, das Unmögliche möglich zu machen. Vor Jahrhunderten schien die Idee, den Mond zu besuchen oder gar das System zu verlassen, wie ein unerreichbarer Traum. Obwohl die Menschheit so weit gekommen ist, sind unsere Ziele nicht mit uns gewachsen. Es ist Zeit, dass sich das ändert.“

- Corbyn Salehi, Pressekonferenz zur Ankündigung der Synthworld, 2872

„Wenigstens habe ich mit den Credits etwas Sinnvolles angefangen.“

- Ellie Kanis, zitiert in “Der Synthworld-Betrug”, 2931