Ein rotes Licht blinkte auf dem Bedienfeld. Ich starrte es für eine Weile an, dann hielt ich meinen Finger über den Bestätigen-Knopf.
„Nein“, sagte ich kopfschüttelnd, „ich weiß, was die wollen und ich weiß, was er will.“ Ich pausierte. „Irgendwelche anderen Schiffe in der Nähe? Kann ich ein Notsignal senden?“
Über die Scanner-Displays blickend konnte ich sehen, dass keine anderen Schiffe in der Nähe waren. Ich war ganz auf mich allein gestellt, niemand würde mich retten kommen.
Auf den Bildschirm starrend fuhr ich mir mit meinen Händen durch die Haare und wunderte mich, warum die mich verfolgenden Schiffe nicht ihre Quantenantriebe aktiviert und mich eingeholt hatten. Aber dann erinnerte ich mich an etwas aus unserem Training in der Kurierschule. Quantenantriebe konnten einen schnell von einem weit entfernten Punkt zu einem anderen bewegen, waren aber für kurze Sprünge furchtbar ungeeignet. Also mussten sie auch mit Manövriergeschwindigkeit fliegen.
Ich starrte auf die blinkende Leuchte. „Nun, wenn die mit mir reden wollen, ist das ein gutes Signal. Besser als noch mehr Raketen.“
Ich kreuzte meine Arme vor der Brust und dachte daran, wie mein Vater mit aufdringlichen Verkäufern verhandelt hatte. Musst sie warten lassen. Bring sie dazu, mit dir ein Geschäft machen zu wollen. Die riechen es, wenn du verzweifelt bist.
„Nein. Noch nicht. Das ist mein letzter Trumpf, und den will ich noch nicht einsetzen.“
Was ich wollte, war essen. Und da wir uns nun außer Reichweite befanden, dachte ich mir, ich habe etwas Zeit. Als ich aufstand, musste ich mich an dem Sitz festhalten, um nicht umzufallen. Ich war am Verhungern. Mein Bauch machte sich nicht einmal mehr die Mühe zu knurren. Es war nur ein kontinuierlicher Schmerz, als ob das ganze Teil auf die Größe einer Shube-Nuss zusammengeschrumpft wäre und mein Mund war so trocken, dass meine Zunge am Gaumen festklebte.
Mit zittrigen Beinen bewegte ich mich in den Raum hinter dem Cockpit und als ich meinen Rucksack sah, beklagte ich den Verlust meines MobiGlas. Aber das war ein dummer Gedanke. Ich konnte von Glück reden, dass ich noch am Leben war, fürs Erste, und es hatte mir durch zwei brenzlige Situationen geholfen.
Das Licht an der Tür zur nächsten Sektion des Schiffs leuchtete rot. Der grüne Teil war dunkel.
Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass das rote Licht mir ein Leck im Rumpf in diesem Bereich signalisierte. Dann sah ich den „Sektion Fünf“ Schriftzug an der cremefarbenen Tür.
„Nicht die Küche...“
Ich sank auf den Boden und lag dort eine Weile auf meiner Seite, stumm auf das mittlere Bein des Tisches starrend. Selbst wenn ich die Stardevils überleben könnte, würde ich wahrscheinlich verdursten, bevor ich Oya III erreichen würde. Ich hatte schon zwei Tage ohne Essen oder Wasser hinter mir. Kopfschmerzen pochten in meinem Schädel und ich hatte Krämpfe in meinen Seiten. Nur Adrenalin hatte mich durch die schlimmen Situationen gebracht, aber jetzt wo das zu Ende war, fühlte ich mich wie ein klammer Lappen.
Schnaubend schloss ich meine Augen. „Nicht aufgeben. Nicht aufgeben. Nicht aufgeben.“ Ich wiederholte dieses Mantra für eine Weile, aber es half nicht. Ich machte mir nicht die Mühe, mich zu bewegen.
Ja, ich gab nicht auf. Aber was zur Hölle sollte das noch bedeuten? Die Stardevils würden mich in ein paar Stunden abfangen, aber dann wäre ich wahrscheinlich schon in einem Koma, dort wo ich jetzt lag.
Der Gedanke, meine letzten Worte zu verfassen und sie zusammen mit einem Notsignal nach Oya III zu senden, tauchte in meinem Kopf auf. Aber ich konnte noch nicht den Willen dazu aufbringen. Das wäre aufgeben.
„Nicht aufgeben. Nicht aufgeben“, murmelte ich noch ein paar Mal.
Ich setzte mich aus meiner Fötusposition auf. „Hier muss doch irgendwo Nahrung oder Wasser sein. Notrationen oder so was.“
Sitzen machte mich schwindelig, aber das kümmerte mich nicht. Dann sah ich die roten Markierungen an der Paneele an der Seite. Das kleine Bild von einem Tablett mit Essen war wie Weihnachten und Geburtstag zusammen, ich würde gleich etwas essen.
„Schiff, ich liebe dich!“
Zuerst dachte ich, ich würde durch Mangel an Werkzeug am Öffnen der Paneele scheitern, aber dann fand ich die Schnalle an der Unterseite. Ich kann mich gerade noch daran erinnern die Oberseite des silbrigen Wasserbeutels aufzureißen und es war wahrscheinlich abgestanden und lauwarm, aber es schmeckte besser als der fünfzigjährige Portwein, den ich mir damals aus der Horde geschmuggelt hatte.
Da ich wusste, dass es Krämpfe verursachen würde, versuchte ich es nicht in einem Zug auszutrinken, aber das war schwierig. Die Essensriegel waren sehr geschmacklos, doch das war mir egal. Mein Bauch grummelte einige Male siegreich, während ich aß.
Als ich zum Cockpit zurückging, fiel mir ein neues blinkendes Licht auf.
„Ich rede nicht mit Burnett oder den Stardevils“, murmelte ich mit dem Mund voll von dem klebrigen Essensriegel.
Aber dann bemerkte ich, dass es keine Kommunikationsanfrage, sondern eine Nachricht war. Es würde nicht wehtun, sich das anzuhören.