Zurück im Oya-System nahm Dario Kurs auf den Orbit von Oya III und drehte sich zu mir. Seine Brauen trugen eine schwere, ungewollte Last, während er seine Hände aneinanderpresste. Seine grau-grünen Augen glänzten und er konnte mich kaum ansehen.
Ich schrumpfte in meinem Sitz zusammen aus Angst davor, was er sagen würde.
„Es tut mir leid, Sorri.“
Ich lehnte mich noch weiter zurück. „Es... tut dir leid?“
Er atmete schwer aus. „Ich hätte dich schon, bevor du den Sprungpunkt genommen hast, retten und nach Oya III zurückbringen können, aber ich wollte meine Chance mit den Silent Sons nicht verpassen.“
„Das war's dann wohl mit deinem Deal, hm?“
Er verzog einen Teil seines Gesichts und hob eine Schulter. „Es gibt andere Banden und andere Deals. Nicht so lukrativ, aber sie reichen aus.“
„Warum erzählst du mir das?“, fragte ich.
„Du bist ein kluges Mädchen. Junge Frau, sollte ich sagen. Sag du es mir.“
Ich spitzte meine Lippen und die Antwort kam mir in der Stimme meines Vaters: Alle benötigen etwas, auch wenn es so aussieht, als ob sie nichts brauchen.
„Du willst, dass ich meinen Mund halte“, sagte ich.
„Ich wusste, du bist klug, mach weiter.“
Ich seufzte. „Es wird nicht einfach. Die UEE könnte nach mir Ausschau halten und sie könnten mit mir darüber reden wollen, was hier passiert ist.“
„Und die UEE kann sehr überzeugungskräftig sein, wenn sie will“, fügte er sich zurücklehnend hinzu. „Aber ich habe eine andere Option für dich. Hast du jemals das Sprichwort 'Zwei Köpfe sind besser als einer' gehört? Nun ja, das All wird ziemlich langweilig, wenn man alleine unterwegs ist und ich könnte einen schnell denkenden Partner gebrauchen.“
„Partner?“
Er grinste. „Na ja, Juniorpartner, aber gut bezahlt. Du würdest eine Menge mehr verdienen, als du es als Kurier wirst und gleichzeitig das Imperium sehen.“
Die Worte blieben mir im Hals stecken. Vom Kurier zum Kriminellem in nur einer Woche? Es wäre zum Lachen, wenn es nicht wahr wäre. Oder überhaupt eine Option.
Dario legte seine Hand auf meine Schulter. „Ich werde dich nicht anlügen, es ist kein einfaches Leben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, irgendetwas anderes zu machen. Ich habe das Gefühl, dir geht es ähnlich, auch wenn es nach diesem kleinen Aufruhr für dich vielleicht etwas verwirrend ist.“
„Verwirrend?“, spuckte ich aus. „Ich wurde benutzt, ausgeraubt, entführt, gefoltert und ganz zu schweigen davon bin ich auch noch fast verhungert und verbrannt. Diese Schlacht war, als hätte man zwölf tollwütige Katzen in ein Fass geschmissen und hat mir wahrscheinlich eine kaputte Wirbelsäule und Angstgeschwüre hinterlassen.“
Sein Lächeln ernüchterte, als er seine Hand von meiner Schulte nahm. Ich rieb meine Fingerknöchel gegen mein geschlossenes Auge, um ihn nicht die Träne sehen zu lassen, die sich gebildet hatte. Wie ein kleiner Vogel flatterte mein Herz in meiner Brust und wenn wir auf einem Planeten gewesen wären, wäre ich rausgegangen, um etwas Luft zu schnappen.
„Aber um ehrlich zu sein, irgendwie hat es mir gefallen“, fügte ich zu Darios Erstaunen hinzu.
„Also würdest du es in Betracht ziehen?“
Ich rieb meine Lippen. „Ich weiß nicht, ob ich mich geehrt oder entsetzt fühle, dass du mich fragst, mich dir anzuschließen, und ein großer Teil von mir will deiner Crew an Bord der Fardancer beitreten.“
Sein Blick verfinsterte sich und er nickte leicht, als ob er schon wüsste, was ich sagen wollte.
„Aber“, fing ich an, „ich habe einen Vertrag als Kurier unterschrieben und das möchte ich auch machen, zumindest für eine Weile. Wenn es mich in ein paar Jahren immer noch danach juckt, würde ich mich dir vielleicht anschließen, wenn du noch interessiert wärst.“
„Ein paar Jahre sind in meinem Leben eine lange Zeit. Ich kann dir nichts versprechen.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Dachte ich auch nicht. Also ist meine Antwort wohl nein. Aber mach dir keine Sorgen darüber, dass ich etwas sagen könnte. Das werde ich nicht.“
Dario tippte auf das Bedienfeld. „Ich gebe mein Bestes, um dich ungesehen wieder auf den Planeten zu bringen.“