„Sorri“, sagte er.
„Es tut mir leid...“
Seine Augen verengten sich vor Ärger. „Reicht es nicht, dass ich deine Mutter verlieren musste? Hauptmann Hennessy sagt, dass du diesen Dieb geschützt hast, der dich in dieses Fiasko gebracht hat.“
Ich breitete meine Hände quer über dem Tisch aus, um mich zu stützen. „Ich schwöre, das habe ich nicht. Ich wusste die meiste Zeit selber nicht, was um mich herum los war.“
Sein Blick drang in mich ein. Er war schon immer geschickt darin gewesen, meine Lügen zu erschnüffeln.
„Sorri Abigail Lyrax. Ich habe dich nie als jemanden gekannt, der nicht wusste, was um ihn herum los war. Die gleiche Ausrede hattest du, als du mit dieser Bande herumgezogen bist. Du bist ein schlaues Mädchen, schlauer sogar als deine Mutter, und sie hätte...“, sein Gesicht sah zerknirscht aus, als er seine Gefühle hinunterschluckte, „...sie hätte alles tun können, was sie wollte. Genau wie du.“
Mein Herz fühlte sich an, als würde es zerreißen. Aber während ich dort saß und in emotionalen Erinnerungen schwelgte, formten sich meine Hände, die gespreizt auf dem Tisch lagen, zu Fäusten. Ich ballte sie fest, bis die Knöchel weiß und mein Gesicht rot waren.
„Sie ist tot, Papa. Tot und fort. Ich muss mein eigenes Leben leben. Meine eigenen Fehler machen. Ich kann ihr Andenken nicht wie eine zerbrechliche Glasvase behandeln. Und sie war auch nicht so perfekt, wie du sie immer erscheinen lässt. Sie war genauso verkorkst wie wir beide, sie hat es nur besser aussehen lassen.“
Ich wischte mir die Nase mit meinem mitgenommenen, wollenen Ärmel ab und schniefte. „Ja, diese ganze Erfahrung war ein Fiasko. Eine schlimme Sache führte zur nächsten bis ich durch das All schleuderte und hoffte, nicht in Stücke geschossen zu werden. Aber es waren meine Entscheidungen, ich habe sie getroffen. Ich glaube, ich habe mich ziemlich gut geschlagen, wenn man die Umstände bedenkt. Du hättest mich sehen sollen Papa, du hättest mich sehen sollen.“
Er presste seine Lippen zusammen und hob mit seinen dicken Barkeeper-Händen den Stuhl hoch. Er konnte mich nicht ansehen und sein Blick verharrte auf dem Edelstahltisch.
Als er endlich aufsah, starrten wir uns für eine Weile gegenseitig an. Dann ließ er den Stuhl fallen und marschierte aus dem Raum.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass wir in dem Moment zu einem stillen Einverständnis gekommen waren. Das wir unsere Meinungsverschiedenheiten ohne Worte geklärt hatten, zwischen Vater und Tochter. Aber wie alles andere auch, war es nicht so einfach.
Ich weiß, es würde eine lange Zeit brauchen, bis er mir für das, was geschehen war, verzeihen würde. Er würde mir vielleicht niemals verzeihen. Aber das war in Ordnung. Ich denke, ich habe mir vergeben.
Am Anfang meiner Reise war ich besorgt darüber, was er von meinen Entscheidungen hielt und nahm die Geschehnisse auf, damit ich ihm zeigen könnte, dass es keine so große Sache war. Aber das war nicht für ihn, es war für mich. Irgendwie würde ich es mir selbst beweisen, indem ich es ihm bewies.
Aber ich schätze, das hatte ich letztendlich doch nicht gebraucht.