Portfolio: Bremen Defense Force



Mit der Einführung der „Mobilisierungs-Initiative für Milizen“ der UEE geriet die Rolle, die Milizen für den Schutz des Imperiums spielen, ins Rampenlicht. Die aktuelle Weisung zielt darauf ab, zivile Bürgerwehren zu bewaffnen, sodass sie ihren Heimatplaneten und ihr System gegen Vanduul-Überfälle und Gesetzlose schützen können. Ein System, in welchem Milizen seit Jahrhunderten eine prominente Rolle gespielt haben, ist Bremen – Heimat der namhaften Bremen Defense Force (Verteidigungskräfte Bremen), welche die älteste dauerhaft aufgestellte Miliz in der UEE darstellt.

Bremen war nach seiner Entdeckung in 2441 ein relativ friedliches und sicheres System an der Außengrenze. Dies änderte sich mit dem Beginn des Zweiten Tevarin-Krieges. Die Flotten von Corath`Thal nutzen Guerillataktiken, um einen unvorhersehbaren und inkonstanten Krieg gegen die Menschheit zu führen. Mangels Wissen, wann und wo die Tevarin als nächstes zuschlagen würden, war die UEE gezwungen, eine gewaltige und ausufernde Streitmacht aufstellen, um die Bevölkerung zu schützen. Eine Bevölkerung die sie kaum ausreichend ernähren konnte. Dies war der Moment, an dem der fruchtbare Boden von Rytif (Bremen II) zum Hauptproduzenten für die Rationen der UEE-Einsatzkräfte wurde.

Mit dieser Verantwortung gingen gleichzeitig großer Reichtum und ein unerwarteter Grad an Risiko einher. Durch Bremens Standort war die Gefahr eines Angriffs seitens der Tevarin relativ gering, jedoch bemerkten die Bewohner einen Anstieg menschlicher Bedrohungen. Diese Gesetzlosen waren gewieft genug, Militärkonvois zu meiden und ihre Angriffe stattdessen auf jene Zivilisten zu konzentrieren, die durch die florierende Wirtschaft des Systems zu Wohlstand gekommen waren.

Philippe Lattimore verlor beinahe sein Leben während eines solchen Angriffs. Der rüstige 80-jährige war ein Veteran des Ersten Tevarin-Krieges, der versucht hatte, mit Beginn des Zweiten in die Marine einzutreten. Nachdem er auf seine Bewerbung eine freundliche Absage erhalten hatte, machte sich Lattimore eigenständig auf, das System zu patrouillieren. Er verbrachte seine Tage mit der Reaktion auf Hilferufe und der akribischen Dokumentation seiner Erlebnisse. Eines Tages beantwortete er einen Hilferuf, nur um sich von Gesetzlosen überwältigt wiederzufinden, die gerade dabei waren, ihren letzten Fang auszuschlachten. Er überlebte den Angriff nur gerade so und obwohl es ihn beinahe das Leben kostete, ließ er sich nicht abschrecken. Tatsächlich war er nur umso entschlossener, diesen Geschehnissen in Bremen ein Ende zu setzen und wurde sich eines gewahr: Er würde das nicht alleine schaffen.

Im Jahr 2605 traf sich Lattimore mit Arcturus Koerner, größter Grundbesitzer von Rytif und de facto sein Gouverneur, um ihn um die Geldmittel zu bitten, die zur Aufstellung der Bremen Defense Force (BDF) erforderlich waren. Überlieferungen zufolge sprach Lattimore, ununterbrochen, für über eine Stunde über seine jüngsten Erlebnisse. Er stellte seine detaillierten Berichte vor, die er während seiner Patrouillen erstellt hatte, beleuchtete die aktuellen Kriminalitätsstatistiken und sprach sich dafür aus, dass sich die Menschen von Bremen verbünden müssten, um die Sicherheit in ihrem System zu gewährleisten. Im Anschluss hatte Koerner nur eine Frage: „Wie viel brauchen Sie?“

Ein paar Wochen später war die Bremen Defense Force aufgestellt und im Einsatz. Unter Lattimores Führung wurde die Kriminalität im System schnell halbiert und verblieb viele Jahre auf diesem Stand. Ein Mitglied der Bremen Defense Force zu sein, wurde eine bedeutende Frage des Stolzes für jene, die untauglich oder nicht in der Lage waren, während des Krieges in der UEE Marine zu dienen. Eine stolze Tradition, die bis zum heutigen Tage andauert.

Schwierigkeiten in Friedenszeiten

Mit dem Ende des Zweiten Tevarin-Krieges ging der Bedarf an Nahrungsmitteln für die Streitkräfte der UEE stark zurück, doch das Kollektiv der Landbesitzer, bekannt als Bremen Mills, fuhr die Produktion nicht zurück. Sie waren zum wirtschaftlichen Machtzentrum im Getreidemarkt des Imperiums aufgestiegen und wechselten ihren Fokus schnell auf die Versorgung der Allgemeinheit. Sicherheit für diese Lebensmitteltransporte war von äußerster Bedeutung und Bremen Mills bemerkte schnell, dass es günstiger war, die Bremen Defense Force zu subventionieren, als private Sicherheitsdienste in Vollzeit zu beschäftigen.

Dieses Arrangement funktionierte relativ gut, bis der Getreidemarkt im Jahr 2640 zusammenbrach. Bremen Mills erlitt erhebliche finanzielle Einbußen und sah sich gezwungen, die Gelder für die BDF zu kürzen. Dazu kam der Verlust von Millionen von Arbeitsplätzen im Getreidesektor, was die Population Bremens schwinden ließ. Die BDF fand sich plötzlich am Abgrund wieder. Durch die mangelnden Geldmittel und schwindenden Mitgliederzahlen erwarteten viele, dass die Miliz keine Überlebenschance hätte.

Obwohl er sich wegen seines abnehmenden Gesundheitszustands aus dem Tagesgeschäft der Organisation der Miliz zurückgezogen hatte, engagierte sich Philippe Lattimore einmal mehr, um die BDF zu retten. Er rief private Bürger auf, ihre Zeit oder Ausrüstung zur Verfügung zu stellen und bat kommunale Betriebe um finanzielle Unterstützung. Jetzt mehr denn je, so argumentierte er, brauchte Bremen eine starke Miliz, um seine Bürger sicher durch die Unsicherheit dieser finanziell schwierigen Zeiten zu bringen.

Viele sträubten sich dagegen, bis das Advocacy’s Travel Safety Advisory System (TSAS) (Reise-Sicherheits-Beratungs-System) der Advocacy im Jahr 2642 das Bedrohungslevel des Systems auf „Mittel“ erhöhte, für Bremen der höchste jemals erreichte Wert. In Sorge um Bremens Ruf als sicheres System bemühten sich der öffentliche und private Sektor erneut, die Sicherheit des Systems zu gewährleisten. Da die Verteidigungskräfte Bremens bereits so tief verwurzelt waren, entschieden die Machthaber, dass es schneller und günstiger wäre, die Bremen Defense Force wieder auf volle Einsatzbereitschaft aufzustocken, anstatt die kraftlosen Polizeikräfte Rytifs auszubauen.

Öffentliche und private Gelder strömten einmal mehr zu der BDF und zudem wurde eine ausgedehnte Rekrutierungskampagne für Freiwillige ins Leben gerufen.

Zwar sperrten sich einige dagegen, dass die zentralen Verteidigungskräfte des Systems nicht vollständig der Regierung untergeordnet waren, aber es war unmöglich entgegen der Ergebnisse zu argumentieren, da das Gefahrenlevel bald wieder auf seinen vorherigen Stand zurückgestuft wurde. Diese Maßnahme stärkte die Tradition in Bremen, sich auf Bürgerwehren, anstatt übliche Polizeikräfte, zu verlassen. Im Vergleich zu anderen Systemen war dies eine einzigartige Vorgehensweise und dazu eine, die Revolutionäre später für sich nutzen würden, um das Messer-Regime zu stürzen.

Weg zur Revolution

Im Verlauf der Jahre machten sich einige Bürgerwehren in Bremen einen Namen, auch wenn keine jemals das Niveau der BDF erreichte. Der Ruf als relativ sicheres System dauerte fort und der Stolz darauf verblieb. Nur aus diesem Grund pochte das Messer-Regime nicht auf die Einsetzung eines mehr zentralisierten und kontrollierbaren Sicherheitsapparates. Mit der anwachsenden Bedrohung durch die Vanduul auf der einen und dem kalten Krieg mit den Xi`an auf der anderen Seite sah das Messer-Regime keinen Grund, ein System zu verändern, das zu ihrem Vorteil funktionierte. Doch es war der dezentralisierte Aufbau der Bremen Defense Force, der es Anti-Messer-Aktivisten erlaubte, sie zu ihrem Vorteil auszunutzen.

Berichten zufolge, die während der Tagung der Wahrheits- und Aussöhnungs-Kommission veröffentlicht wurden, kommandierten die Messers mehrere parallel laufende Operationen, die loyale Agenten in die Miliz einbetteten, um deren Aktivitäten zu beobachten. Die Bürgerwehr blieb zurückhaltend gegenüber den politischen Linien des Messer-Regimes und ließ jeden Druck von sich abprallen, der aufgebaut wurde, sich auf eine Seite zu schlagen, die nicht direkt Bremen betraf. Sie änderte ihr Motto zu „Bremen über alles“ und wies Freiwillige an, das Imperium betreffende Politik nicht im Dienst zu besprechen. Um die dauerhafte Paarung von Gleichgesinnten zu vermeiden, wurden Partner für Patrouillen beim Appell zufällig ausgewählt.

Aktionen wie diese halfen der Miliz, ihre Autonomie durch die Jahrhunderte der Messer-Herrschaft aufrechtzuerhalten. Als sich die öffentliche Meinung gegen die despotischen Herrscher wendete, machte sich eine mutige Fraktion innerhalb der BDF – unerkannt von anderen Freiwilligen – auf, unter dem schützenden Dach der Miliz, Anti-Messer-Aktivisten durch das System zu schmuggeln. Diese Aktivitäten erreichten ihren Höhepunkt in der Folgezeit des Massakers von Garron II in 2792.

Die Ereignisse dieser Tage in der Geschichte der Miliz wurden in The Bremen Beltway (Der Bremen-Ring) festgehalten. Ein erschütternder Bericht über die Zustände während der Untergrundarbeit in dieser Zeit des „Weges zur Revolution“. Das Buch sammelte Interviews mit ehemaligen Mitgliedern der Miliz und Anti-Messer-Aktivisten, Zeitungsauszüge und freigegebene Regierungsdokumente, um ein Bild von der höchsten Gefahr zu zeichnen, die damit einherging, Revolutionäre durch das System zu schmuggeln. Die meisten Aktivisten wurden zunächst aus ihrem Heimatsystemen ins Xi`an-Gebiet geschmuggelt und von dort weiter nach Nyx. Dies machte Bremen zum Wiedereintrittshafen in die UEE und zu einem besonders gefährlichen Teil der Reise. Viele glauben, dass ohne dieses sichere Tor zurück ins Imperium der Sturz von Imperator Linton Messer XI nicht annähernd so schnell gelungen wäre, wie geschehen. Die Bedeutung von hochrangingen BDF-Amtsträgern, die Revolutionären sichere Passage durch das System garantierten, wird dadurch nur noch hervorgehoben.

Seit beinahe dreieinhalb Jahrhunderten stellt die Bremen Defense Force den Standard dar, an dem sich alle anderen Bürgerwehren messen lassen müssen. Bestehend aus einer Koalition von engagierten Freiwilligen und finanziert sowohl von öffentlicher als auch privater Seite, hat die BDF die Sicherheit ihres Systems über alles andere gestellt. Als RSI nach Milizen suchte, um sie in die Entwicklung der Polaris einzubeziehen, war die BDF ihre erste Wahl. Mitglieder der Miliz waren beratend in die Entwicklung eingebunden und waren einige der Ersten, die das neue Großkampfschiff für ihre Flotte erwarben. Die Führung der BDF kann es nicht erwarten, die Polaris einzusetzen – für die Verteidigung des Systems, von dem sie glauben, dass sein Schutz vor allen anderen in ihre Verantwortung fällt.

Übersetzung:  DieWacht   Korrektur:  Malu23   Originaltext