Portfolio: Rest & Relax


„Ich fange mich ernsthaft an zu fragen, ob der Weltraum mehr Sterne oder Rest & Relax-Stationen hat.“ – Esen Landari

Es ist unglaublich, wenn man bedenkt, dass sich Rest & Relax (R&R) in weniger als fünfzig Jahren von einer einzelnen Station in Baker, zu einem sternenumspannenden Imperium entwickelt hat. R&R, wie es im Volksmund genannt wird, ist beinahe überall zu finden, wo Schiffe umherfliegen, und bietet Piloten die Möglichkeit, ihr Schiff aufzutanken, ihre Vorräte aufzufüllen oder sich einfach zu erholen. Durch ihren weitreichenden Komfort und zuverlässigen Service ist R&R auf Reisen genauso allgegenwärtig wie der Quantenantrieb und somit eine tragende Säule des modernen Lebens.

Sally Hemsall, die renommierte Wirtschaftswissenschaftlerin, schrieb eine Abhandlung, in der sie einen direkten Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Gesundheit eines Systems und der Menge an Kaffee, die auf Rest & Relax-Stationen konsumiert wird, herstellt. Der bekannte Humanist Gore Nikori sagte einmal, dass ein Besuch eines R&R einer universellen Erfahrung so nahekommt, wie sie unter Menschen heutzutage überhaupt zu finden ist. Als der Ingenieur Johann Alejandre und die Transportunternehmerin Kelley „Teak“ Sabatino das erste Rest & Relax bauten, hatten sie keine Ahnung, welchen Einfluss ihr Unternehmen letztendlich auf die UEE haben würde.

Mythische Anfänge

Die Geschichte von Rest & Relax beginnt mit dem ehrgeizigen Ingenieur Johann Alejandre, der einem Investor einen gewagten Deal vorschlägt – er würde eine stillgelegte Station in nur der Hälfte der Zeit und zu den halben Kosten wie ein Neubau, jedoch in derselben Qualität in eine aktive Raststätte umwandeln. Sollte Alejandres Arbeit nicht seinen Worten entsprechen, würde er für die an der Station vorgenommenen Upgrades kein Geld verlangen. Sein Schachzug funktionierte. Der Investor kaufte eine heruntergekommene Forschungsstation in Baker, und Alejandres Team begann seine innovativen Bautechniken in die Tat umzusetzen. Sie verwandelten die Station in eine weitläufige Raststätte für Transportbesatzungen.

Ein paar Wochen nach Beginn des Projekts traf Alejandre eine dreiste Transportunternehmerin aus Baker namens Kelley „Teak“ Sabatino. Er bemerkte sehr schnell, dass ihr Transportunternehmen nie auch nur eine verspätete Lieferung machte. Doch Sabatino zeichnete sich besonders aus, als ein anderes Unternehmen eine kritische Lieferung innerhalb des Systems verlor, wodurch der Zeitplan und das Budget ernsthaft gefährdet wurden. Als sie davon hörte, entsandte sie eine Terrapin, lokalisierte das verlorene Schiff und schickte sogar Reparaturdienste, um die Ankunft an der Station zu beschleunigen. Alejandre war erstaunt über diese Hingabe. Bis zum Abschluss der Bauarbeiten war Sabatino bereits mit der Abwicklung der meisten Lieferungen zur Station beauftragt.

Alejandres Team stellte die erste Rest & Relax-Station schneller und günstiger fertig, als selbst er vorhergesagt hatte. Dies ermöglichte es ihm, eine Vertragsklausel zu nutzen und anstelle der Bezahlung seiner Dienste eine Eigentumsbeteiligung an dem Unternehmen zu erhalten. Als offizieller Eigentümer war seine erste Führungsentscheidung, Sabatinos Transportunternehmen aufzukaufen und es in seine Infrastruktur zu integrieren. Sabatino nahm das Angebot jedoch erst an, nachdem ihr eine Beteiligung an dem Unternehmen angeboten worden war, und festigte damit eine der bedeutendsten Geschäftsbeziehungen des letzten Jahrhunderts.

Während Alejandre und Sabatino zu Branchenikonen geworden sind, ist ihr Geschäftspartner, welcher das Kapital für das Projekt bereitgestellte, relativ unbekannt geblieben. Kürzlich hat sich jedoch herausgestellt, dass der Erfolg von R&R möglicherweise mehr auf diesen Investor zurückzuführen ist als bisher angenommen.

Der geheime Partner

Rest & Relax würde schlicht nicht existieren, wenn Mahir Eriksen nicht gewesen wäre, dem zunächst namenlosen Investor, der die heruntergekommene Forschungsstation für die Umwandlung zum ersten R&R kaufte. Eriksen hatte bereits eine lange und erfolgreiche Karriere als Investor in Start-ups hinter sich, bevor Alejandre mit seinem wagemutigen Angebot auf ihn zukam. Eriksens Anwälte entwarfen den ursprünglichen Vertrag, welcher zwei Klauseln enthielt, die sich später als vorausschauend erwiesen. Die eine war die Option, welche es Alejandre ermöglichte, sich an dem Unternehmen zu beteiligen, und die andere sah vor, dass Eriksens Beteiligung geheim bleiben würde.

Chung Kristoffs The Secret History of Rest & Relax (Die geheime Geschichte von Rest & Relax) enthüllte nach Jahren intensiver Recherche und Interviews erstmals Eriksens Beteiligung an dem Unternehmen. In dem Buch behauptet Kristoff, dass Eriksen in das Tagesgeschäft eines Unternehmens einsteigen, aber die intensive öffentliche Kritik vermeiden wollte, die damit einhergeht. Jahrelang sah er ernüchternd zu, wie andere seine Investitionen schlecht verwalteten und glaubte, dass er es besser machen könnte. Doch sein Wunsch, sich aus der Öffentlichkeit fernzuhalten, war seinem fantastischen Geschäftssinn ebenbürtig. Selbst als einer der erfolgreichsten Investoren des Imperiums war Eriksens Name außerhalb bestimmter, gut vernetzter Kreise praktisch unbekannt.

Mit seiner garantierten Anonymität war Eriksen die treibende Kraft hinter vielen der anfänglichen Entscheidungen des Unternehmens. Er wählte die alte Forschungsstation als diejenige aus, die renoviert werden sollte. Er glaubte, dass dieser Standort ideal wäre, dank der vielen Transportschiffe, die kontinuierlich durch Baker nach Xenia, einem riesigen Covalex-Schiffsknotenpunkt, pendelten und die Nähe zu zwei großen Sprungpunkten in den Xi’an-Raum. Eriksen gebührt sogar die Anerkennung dafür, Alejandre Sabatinos Einstellung empfohlen zu haben, um seinen Betrieb zu beliefern, da er wusste, dass eine gut gebaute Station ohne richtige Versorgung wertlos ist. Im weiteren Verlauf erwarb er ohne Alejandres Wissen eine zweite Station, während sich die erste noch im Bau befand. Er hatte die Fortschritte gesehen und wollte sicherstellen, dass die talentierte Crew ein zweites Projekt hatte, mit dem sie direkt weitermachen konnte.

Es wird gesagt, dass Alejandre und Sabatino ohne Erikson in der Lage gewesen wären, eine gute Raststätte zu bauen, aber mit Eriksons Anleitung konnten sie ein Imperium erschaffen.

Beschleunigte Expansion

Die erste Rest & Relax-Station von Baker hatte sofort Erfolg und wurde schnell zu einer zentralen Anlaufstelle für Transportmannschaften. Die Anlage war modern, schön eingerichtet und bot eine Vielzahl von Annehmlichkeiten sowie Verpflegungs- und Einkaufmöglichkeiten. Kaum jemand hätte vermutet, dass ein altes, luftleeres Wrack die Grundstruktur gebildet hatte. In rascher Folge wurden zwei weitere Stationen in Baker eröffnet, und Eriksen wollte in die umliegenden Systeme expandieren. Daraufhin schlug Sabatino vor, Stationen in jedem System innerhalb des „Terra-Loops“ zu errichten. „Terra-Loop“ ist ein Begriff, der überwiegend von Transporteuren verwendet wird, um eine Reihe großer Sprungpunkte zu beschreiben, die Baker, Kiel, Hadrian, Terra, Tayac, Goss und Osiris miteinander verbinden.

Eriksen gefiel der Ehrgeiz, aber er stieß dabei auf ein grundlegendes Problem. Es gab nicht genug alte Stationen für jeden Sprungpunkt. Eriksen bat Alejandre, eine Lösung zu entwickeln. Aus seinen Bemühungen entstanden die Standard-Rest & Relax-Stationen, wie sie heute überall im Universum zu finden sind. Auf der Grundlage der fortgeschrittenen Verfahren, die er im Zuge der Renovierung von Stationen entwickelt hatte, teilte das Design die Station in standardisierte Elemente auf, die leicht transportiert und montiert werden konnten. Darüber hinaus konnten sie auf vielfältige Weise zusammengesetzt werden, um die Inneneinrichtung abwechslungsreich zu gestalten. Eine der alten Stationen, die Eriksen gekauft hatte, wurde in ein Fertigungszentrum umgewandelt, in dem schon bald Stationssteile hergestellt wurden. Die Massenproduktion dieser Teile förderte die schnelle Expansion von Rest & Relax im Terra Loop und schließlich im gesamten Imperium. Mit der Ausdehnung des Unternehmens wurden zusätzliche Produktionsstätten errichtet, um mit der Nachfrage Schritt zu halten und die Lieferzeiten zu verkürzen.

Das wachsende Imperium von Rest & Relax zwang Sabatino, die Logistik für die Versorgung aller Stationen ständig zu verfeinern. Deren enorme Größe bedeutete, dass es eine Menge Ladenfläche zu füllen und zu verwalten gab. Ursprünglich wollte Eriksen die Stationen vertikal in das Unternehmen integrieren, mit offiziellen R&R-Läden und Themenrestaurants. Sabatino verwarf diese Idee jedoch schnell, da der logistische Aufwand die Vorteile überwiegen würde. Sie argumentierte, dass R&Rs hervorragender Ruf bei Transporteuren dazu führen würde, dass Unternehmen Ladenfläche in den Stationen mieten würden. Dies übertrug nicht nur die Verantwortung für das Befüllen der Regale an andere, sondern gewährleistete auch, dass jede R&R-Station ihren eigenen Charakter besaß und somit ihr System besser widerspiegeln konnte. Heute kann jede Station eine beliebige Kombination aus einem Dutzend Franchises anbieten, die sich auf alles Mögliche spezialisieren, angefangen bei stylischen Body Mods bis hin zu frisch gebratenen Fischringen. Viele Reisende teilen gerne ihre Erfahrungen, um zu diskutieren, in welchem System es den besten R&R gibt.

„Transportmannschaften halten sich gerne in R&Rs auf, da sie sich alle voneinander unterscheiden“, sagte Sabatino der Terra Gazette. „Ich weiß das, weil ich schon mein ganzes Leben lang Transportunternehmer bin. Es gibt eine gewisse beruhigende Monotonie, die mit dem Flug durch die Sterne einhergeht. Deshalb sind unsere Stationen auch immer ein wenig unterschiedlich. Wenn alle unsere Stationen gleich wären, würden die Transporteure sicher mit demselben glasigen Blick durch sie hindurchgehen. Wir wollen sie aus dieser Denkweise herausholen, damit sie sich ein paar Minuten Zeit nehmen können, um sich auszuruhen und zu entspannen.“