Portfolio: Die Hangarhersteller



In den Generationen nach der Institutionalisierung privater Reisen in den Weltraum durch Roberts Space Industries sind zahllose unterstützende Industrien entstanden, die das Leben von interstellaren Piloten erleichtern. Ob Schildhersteller, Reparaturserviceanbieter im Weltraum oder Auftankstationen, die ferne Sterne umkreisen, die Infrastruktur, welche zivile Reisen in den Weltraum ermöglicht, ist allgegenwärtig geworden. Diese Entwicklung wird nicht besser repräsentiert als durch die Verbreitung modularer, von ihren Besitzern konfigurierbarer Schiffshangars.

 

Das System privater Hangars erwuchs aus der sehr simplen Logik, dass, wenn man ein Raumschiff besitzt, man einen Ort benötigt, um es zu parken. Durch den enormen Anstieg von zivilen Raumschiffen in Privatbesitz und dem daraus resultierenden Niedergang der durch die Regierung regulierten Weltraum-Reiseunternehmen wandelte sich das Model für die Unterbringung von Raumschiffen schnell. Viele einstmals florierende Weltraumhäfen, deren Hangars seinerzeit Transportschiffe behausten, welche dazu in der Lage waren, bis zu Eintausend Personen aufzunehmen, wurden nun in Parzellen aufgeteilt und an die höchsten Bieter verkauft.

 

Die formalisierte Hangarindustrie folgte kurz darauf und Investoren kauften enorme Ländereien, wo auch immer dies möglich war, um ihre Hangars zu errichten. Auf einigen sich rasch entwickelnden Welten sind Grundstücke um die Landezonen herum so teuer oder umkämpft, dass die Konstruktion der Städte oftmals außerhalb eines Einhundert-Kilometer-Rings zukünftiger Hangars stattfindet. Auf anderen Welten werden Hangars tief im Untergrund oder in enormen Hochhäusern gebaut: All dies, um Schiffsbesitzern das beruhigende Gefühl zu geben, welches sie durch ein dauerhaftes Zuhause für ihr Schiff bekommen. In den vergangenen Jahren haben drei Hangardesigner bzw. Hersteller, deren Hangars zu einem vertrauten Anblick in der gesamten Galaxis geworden sind, diese Industrie als Ganzes definiert.

SELF-LAND

 

Die Firma SELF-LAND, gegründet von Peter Weathermen, einem wohlhabenden lizenzierten Spediteur, der sein Leben auf den aktiven Schifffahrtswegen bestritt, ist zu einer ständigen Erinnerung daran geworden, wie einfach es für Menschen geworden ist, zu den Sternen zu fliegen. Sie wurde auf der Philosophie gegründet, dass die temporären Hangars, welche zu diesem Zeitpunkt durchreisenden Piloten zur Verfügung standen, unzugänglich, unerschwinglich und vor allem unsicher waren. (Weathermen begann damit, eine Firma aufzubauen, nachdem er von einer Bande Schlägertypen an einem Dock angegriffen wurde, die seinen Starfarer bis auf die Rumpfplatten demontierten.)

 

In der Mitte der 29. Jahrhunderts begann SELF-LAND eine Lizenz-basierte Expansion quer durch die von Menschen bewohnte Galaxis. Den ersten SELF-LAND-Hangar errichtete Weathermen auf Vann im Croshaw-System. Scheinbar über Nacht breitete sich die Firma auf einem Dutzend … und später einhundert Welten aus. Heute prahlt der Konzern damit, dass er auf jeder Welt der UEE mindestens eine Einrichtung unterhält, während sich auf einigen Planeten (insbesondere Terra) bis zu sechzig verschiedene Hangarkomplexe befinden. Die Hangars von SELF-LAND sind vollständig modular und klimatisiert. Da sie aus den verfügbarsten und geläufigsten Metallen vorgefertigt werden, sind sie zwar nicht unbedingt schön anzusehen … doch sie sind komfortabel und vertraut. Die Erfahrung, die man mit den SELF-LAND-Hangars auf einer Kolonie nahe dem Territorium der Vanduul macht, ist genau die Gleiche wie für einen Piloten, der auf der Erde landet. Der SELF-LAND-Konzern kümmert sich um alles, vom strukturellem Design bis zu den Grundstückstiteln. Aufgrund seines Designs kann derselbe Hangar-Typ in verschiedenen Konfigurationen genutzt werden und dabei die Größe eines Hochhauses erreichen, in Flachbauweise weite Ebenen überspannen, im Untergrund gestapelt oder wabenförmig in Asteroiden angeordnet sein.

Aeroview Hangars

 

Aeroview behauptet stolz, der älteste etablierte Hangarhersteller in menschlichem Territorium zu sein. Er entwirft und konstruiert Hangars bereits seit mehr als dreihundert Jahren. Im 27. Jahrhundert gründete Arhur Nassir die Firma auf Basis einer strengen Geschäftsethik, die sich hauptsächlich auf die Qualität des Designs, Hingabe zur Ergonomie und einem enormen Respekt für die Vertraulichkeit gegenüber den Kunden konzentrierte. Aeroview ist ebenso dafür bekannt, sich das Recht vorzubehalten, Menschen, die keine Bürger sind, nicht zu bedienen. Während das Hangardesign für Piraten allenfalls zweitrangig ist, hat Nassirs offene Verachtung für jene, die sich außerhalb des Gesetzes bewegen, zum Kodex dieser Firma geführt. Als Aeroview von Shubin Interstellar gekauft wurde, bestanden die Bedingungen des Verkaufs darauf, dass dieser Kodex auf ewig geachtet werden müsse.

 

Während der Kodex weiterhin intakt bleibt, triff dies jedoch nicht für Aeroviews ursprüngliches Geschäftsmodel zu. Die Hangars der Firma waren im 28. Jahrhundert sehr prunkvoll und wurden individuell nach den Spezifikationen der soziale Elite, welche sich ihre eigenen Raumschiffe leisten konnte, gebaut. In den vergangenen Jahren hat sie ihre Verkaufsstrategie jedoch angepasst und folgt nun in die Fußstapfen von SELF-LAND (obwohl sie dies niemals zugeben würden). Anstatt maßgeschneiderte, hochklassige Hangars auf Basis individueller Wünsche zu bauen, produziert die Firma heute eine Baureihe modularer „Geschäftshangars“, deren Preise sich an den finanziellen Möglichkeiten von erfolgreichen Geschäftsleuten und anderen Klienten der exekutiven Ebene orientieren. Anders als andere Firmen, welche modulare Hangars anbieten, vermietet Aeroview die Grundstücke auf denen ihre Hangars erbaut werden nicht. Die Auswahl des Standortes wird dem Kunden selbst überlassen. Aeroview-Hangars können an jedem Ort in der UEE achtundvierzig Stunden nach Bestellung erbaut werden (vierundzwanzig Stunden, wenn man bereit ist, eine hohe zusätzliche Gebühr zu bezahlen).

 

Aeroview hatte besonderen Erfolg bei der Entwicklung von Hangars für größere Raumschiffe oder Schiffe, die zusätzlichen Platz für Ausrüstung benötigen. Piloten von Raumschiffen wie der Freelancer, welche Unterkünfte für mehrere Besatzungsmitglieder bietet, oder der Hornet, die neben der Notwendigkeit von größeren Reparatureinrichtungen auch Raum für Waffengestelle benötigt, finden es gewöhnlich kosteneffektiver sich einen Aeroview-Hangar statt mehreren SELF-LANDs zu kaufen.

Revel & York

 

Als das Ingenieursbüro Revel & York vor etwa dreißig Jahren seine ersten Hangars entwarf, war die Reaktion Gelächter. Die Firma, die am ehesten für ihre teuren und augenscheinlich unbequemen Möbel bekannt war, betrat ein Geschäftsfeld, das von den Giganten der Aeronautik dominiert wurde. Das Gelächter verstummte jedoch schnell, als die „Deluxe“-Baureihe Revel & Yorks de facto zur Raumschiffgarage der Reichen und Mächtigen avancierte. Die riesigen Hangars der Firma, welche auf idealen Landeplätzen zu enormen Preisen erbaut wurden, verhalfen ihr zu ihrem Ruf für Güte und Qualität.

 

Revel & York arbeitet direkt mit Piloten zusammen, um ihren Kunden eine Erfahrung wie keine Zweite bieten zu können. Sie ist die einzige Firma, die momentan modulare Hangars konstruiert, welche entworfen wurden, um große Handelsschiffe wie die Constellation oder die Caterpillar zu behausen, was sie konkurrenzlos in einem wertvollen, wenn auch kleinen, Marktsegment macht. Ihre Hangardesigns haben sich ihren Ruf wohlverdient: Von ineinandergreifenden Laufstegen (mit motorisieren Aufzügen), welche es Piloten erlauben, ihre Raumschiffe von oben zu begutachten, bis zu speziell entworfenen Greycat PV-Buggies, mit denen sich Schiffsbesatzungen von Modul zu Modul transportieren lassen, ist alles so entworfen, um dem Piloten nicht nur eine hervorragende Benutzerfreundlichkeit zu gewähren, sondern ihm zur gleichen Zeit auch Vergnügen zu bereiten. SELF-LAND und andere Konkurrenten erschaffen einen Ort, um ein Schiff zu parken, Revel & York erschafft einen Ort, an dem man sich an ihm erfreuen kann.

Übersetzung:  Malu23   Korrektur:  Eicirius   Originaltext