Helios. Odin. Charon. Baker. Weit entfernt vom Einflussbereich des UEE-Rahmenkonstrukts für militärische Forschung und Entwicklung würde man von diesen Systemen wohl kaum erwarten, dass sie für hochkarätiges Raumfahrtequipment bekannt werden. Doch genau dies geschah im Fall von GNP. Bestrebt sich von den vielen Schiffsherstellern abzuheben und mit den entwickelten „Heimatwelten“ zu konkurrieren, schlossen sich die Regierungen dieser vier Systeme zusammen und subventionierten die Gründung von GNP, einer gänzlich neuen Art von Unternehmen.
Die Grundlage von GNPs Firmenstruktur bildete die FarSeer Corporation auf Tangaroa (Helios II). FarSeer wurde im Jahr 2908 gegründet und entwickelte fast dreißig Jahre lang High-End-Sensoreinheiten. Trotz der anerkannten Qualität ihrer Erzeugnisse gelang es FarSeer nicht, die Raumfahrtrezession der späten Zwanzigerjahre zu überstehen und so ging das zahlungsunfähige Unternehmen in den Besitz der Regierung von Helios über. Doch anstatt das angeschlagene Unternehmen an den nächstbesten Investor zu verramschen, wurden die Geschäfte von nun an von Beamten abgewickelt, welche Steuergelder einsetzen, um das Unternehmen am Leben zu erhalten und den Weg für ihren kolonieübergreifenden Plan zu ebnen. Die frühere FarSeer-Unternehmensstruktur wurde schon bald um ein Triebwerkslabor erweitert, welches im Odin-System ebenfalls in Regierungshände fiel. Des Weiteren schlossen sich eine Reihe von Raffinerien und Fabriken des Charon-Systems an und ein enormer Zufluss an UEC wurde durch die Regierung des Baker-Systems generiert, indem Mitgliedern der regierenden Partei Posten im Unternehmen zugeschanzt wurden.
Das erstaunlichste an dem Unternehmen ist jedoch, dass es im Bereich Forschung und Entwicklung auf das weitaus profitabelste Segment verzichtet: die Entwicklung von Waffen. Während Firmen wie Behring oder MaxOx Billionen mit dem Verkauf von zivilen Lasern und Raketen verdienen, hält sich GNP streng an die Unternehmensphilosophie, welche es verbietet, Waffen in die Hände von Zivilisten (und ebenfalls ungerne in die Hände von Regierungen) zu legen. Stattdessen liegt der Fokus auf unverzichtbarem Equipment hoher Qualität, an welches die meisten Piloten noch nicht einmal denken, wenn sie ihr Schiff ausrüsten, wie beispielsweise Sensoren, Triebwerke, Raumbarken, Methoden zur Treibstoffüberwachung, Software und andere derartige Produkte.
Portfolio: GNP
Sensoren
Der erste große Durchbruch gelang GNP, als die UEE-Marine das V601-11-RADAR adoptierte. Das V601-11 ist ein hochauflösendes Multisync-Radarsystem, welches selbstständig dutzende Objekte erfassen kann und gleichzeitig mit hunderten Sub-Systemen innerhalb des Schiffes interagiert. Es bildet heute die Basis des Vorzeigejägers F7A Hornet der Marine. Es war ein Schock für die Raumfahrtindustrie als der Hornet-Auftrag nicht wie erwartet an AllTell oder Skanix, sondern an GNP ging. Gleichzeitig veränderte es alles für GNP.
Dieser Auftrag war jedoch erst der Anfang. Es stellte sich schnell heraus, dass das System schier überlegen war und andere Hersteller begannen das V601 entweder zu klonen oder wurden Lizenzpartner. GNP verdiente Milliarden UEC und reinvestierte die gesamten Einnahmen in Forschung und Herstellung. Auch wenn andere Hersteller in den letzten Jahren Radarsysteme in ähnlicher Qualität auf den Markt brachten, wird das V601 aufgrund seiner Modularität und Anpassbarkeit in den meisten Sensoreinheiten verbaut.
Wie von GNP angekündigt, besteht zwischen der zivilen und der militärischen Version des V601-11 keinerlei Unterschied. Die gleiche robuste Technologie, die in der F7A Hornet zum Einsatz kommt, ist auch serienmäßig (oder als Upgrade) für eine Reihe von zivilen Schiffen erhältlich (inklusive der MISC Freelancer-Serie, welche das System schon adoptierte, bevor es durch die Marine zum Industriestandard wurde).
Das V601-11-System ist mehr als nur ein physischer Scanner. Es ist eine umfassende Lösung, welche sowohl aus physischen Modulen als auch aus einem Head-Up-Display besteht. Das HUD wurde von einem Software-Team entwickelt, zu welchem einige der visionärsten Interface-Designer der Galaxis gehörten und das aus dem HUD eine echte Augenweide machte. Das Display ist in den Pilotenhelm integriert und zeigt dem Nutzer in dezenten Farben eine gewaltige Menge an Informationen, ohne ihn dabei abzulenken. Das HUD-Layout ist reaktiv, mit ausreichend Rechenleistung, um Vorhersagen treffen und die benötigten Informationen je nach Bedarf zur Verfügung stellen zu können. So kann es in einem Moment die Zielerfassungsdaten und im nächsten schon die Navcom-Entfernungsmessung anzeigen. Darüber hinaus ist das Standard-GNP-HUD heute auch unter vielen Nicht-Piloten bekannt, da es im Arena Commander von Original Systems zum Einsatz kam. GNP wollte jedoch nicht, dass das HUD als ein weitverbreitetes Allgemeingut endet und hat sich daher dazu entschlossen, Original Systems als Lizenznehmer in die Pflicht zu nehmen, anstatt es einfach von ihnen kopieren zu lassen (die Lizenzgebühr betrug genau einen UEC).
Triebwerke
Wenn das V601-11 die Geburtsstunde von GNP einläutete, dann hat die Tonnerre-Triebwerksreihe die Position des Unternehmens als diversifiziertes Raumfahrtunternehmen mit einem breiten Produktportfolio gesichert. Die auf Odin unter extremsten Bedingungen getesteten und auf Charon produzierten Triebwerke repräsentieren einen interessanten Weg, sich auf dem Markt für Raumschifftriebwerke auszurichten. Andere Unternehmen haben bisher immer versucht, ihre Triebwerke in der Branche beliebt zu machen, indem sie das PR-freundlichste Attribut in den Vordergrund stellten: schnelle Schiffe. Was GNP hingegen schnell begriff war, dass während andere Unternehmen stets miteinander um das ORIGIN 350R- oder Anvil Super Hornet-Segment konkurrierten, es nur geringe Konkurrenz (und Qualität) im Bereich der größeren Transportschiffe gab.
Design-Teams machten sich auf, eine Reihe von strapazierfähigen Kernspaltungs-Triebwerken zu entwerfen, welche von einem Flüssigfluorid-Thorium-Reaktor angetrieben wurden und ausschließlich auf größere Schiffe ausgelegt waren, anstatt etwas, das man auch für Raumjäger adaptieren könnte. Aus diesem Entwurf entstand eine Serie hochqualitativer Triebwerke, welche auf die Interessen des Nutzers zugeschnitten waren. Das Tonnerre-Fabrikat kann sowohl leicht repariert als auch gewartet werden. Es besteht im Kern aus herkömmlichen Bauteilen, welche leicht ausgetauscht werden können (in vielen Fällen sogar während des Fluges). Die Tonnerre-Serie, welche derzeit neun unterschiedliche Modelle umfasst, wurde von Anfang an darauf ausgelegt, die alternden Triebwerke der MISC Freelancer und Starfarer zu ersetzen. Der Einstieg lief wie geplant: MISC adoptierte das GNP Tonnerre-00 für alle Freelancer-Modelle und das Thyphon-00 für die gewaltige Starfarer.
Es gibt drei Baureihen der GNP Tonnerre-Triebwerke, welche jeweils in drei verschiedenen Größen angeboten werden. Die kleinste, entwickelt für die Freelancer, ist die Tonnerre (Tonnerre-00, -55 und -77). Die mittlere, Super Tonnerre, wurde bis jetzt noch von keinem Hersteller ins Sortiment aufgenommen, doch Gerüchten zufolge interessiert sich Aegis für dieses Triebwerk, um es in der neuen, zivilen Version der Retaliator einzusetzen. Die gewaltigen Typhons, entwickelt für den Starfarer-Tanker und große Transportschiffe, komplettieren die Baureihe. MISCs Zufriedenheit mit der Serie lässt vermuten, dass das größte Triebwerk der Serie, das Typhon-77, spätestens im nächsten Jahr in der Hull C verbaut wird. Da Flüssigfluorid-Thorium-Reaktoren theoretisch keine bauartbedingte Größenlimitierung haben, ist es wahrscheinlich, dass GNP in den nächsten fünf Jahren noch größere Triebwerke auf den Markt bringen wird, welche sogar in Großkampfschiffen eingesetzt werden können.
Übersetzung: EnormousWilly Korrektur: Malu23 Originaltext