Living 'Verse: Dienen um zu schützen - zu Gast an Bord eines Bengal-Trägers



Das Maul der riesigen Raubkatze öffnete sich und drohte uns zu verschlingen. Immer wenn ich einen dieser riesigen Bengal-Träger der UEE sehe, haut es mich aus den Socken. Diese Schiffe sind wirklich beeindruckend. Ich hatte selten die Gelegenheit, an Bord eines solchen Trägers zu sein. Den Namen und Standort des Schiffes darf ich nicht nennen, weil es sich auf einer militärischen Operation in der Nähe des Vanduul-Raumes befindet. Dass wir einen Konflikt mit den Vanduul haben, ist sicherlich nichts Neues. Ein Konflikt, der gerne von einigen Personen in der Öffentlichkeit heruntergespielt wird. Hier an der Grenze bzw. an der Front bekommt man diesen Konflikt jedoch hautnah mit. Kolonien, die von den Vanduul heimgesucht wurden und Schiffswracks, für die jede Hilfe zu spät kommt. Die heutige Ausgabe wollen wir jenen Menschen widmen, welche tapfer die Bürger der UEE verteidigen und sich der Vanduul-Bedrohung entgegenstellen: die Piloten der UEE-Marine. Dafür haben wir uns in die Höhle des Löwen begeben, an Bord eines Bengal-Trägers.

Die Ausbildung von Piloten

An Bord dieses Trägers befindet sich eine Ausbildungsstaffel der UEE. Hier werden die Piloten frisch von der Akademie für die knallharte Realität vorbereitet. Denn Simulationen auf der Akademie sind eine Sache, gegen echte Vanduul zu fliegen eine andere. Hier draußen im ’Verse kann man Schiff und Leben verlieren. Es ist die Aufgabe von Commander Hopkins die jungen Piloten auf die Realität vorzubereiten. „Von der ersten Sekunde an, wo ihr Frischlinge das Deck betretet, treibe ich euch die Flausen aus dem Kopf. Die Marine ist kein Kindergarten und ich bin nicht euer Kindermädchen.“ Commander Hopkins ist Ausbilder und Leiter der Ausbildungsstaffel und begrüßt gerade einige junge Piloten frisch aus der Grundausbildung auf dem Landedeck. „Auf euren Offiziersgrad braucht ihr Lieutenants euch erst gar nichts einbilden, die Vanduul wird das nicht beeindrucken und mich beeindruckt das auch nicht.“

Commander Hopkins

Der Commander ist ein sehr beschäftigter Mann und findet dennoch kurz Zeit, um uns ein paar Fragen zu beantworten. „Die Yuppies auf Terra glauben im ’Verse wäre alles Friede, Freude, Eierkuchen. Aber die Banu ziehen einen über den Tisch und die Vanduul schlitzen einen dabei auch noch auf. Und wenn das die Aliens nicht tun, sind da immer noch die Piraten in den Randsystemen.“ Der Commander redet sich regelrecht in Rage: „Und viele von den jungen Piloten sind auch nicht besser. Die einen halten den Dienst für die UEE für einen riesen Spaß, den anderen geht es nur ums Geld. Aber wenn meine Worte die Frischlinge nicht auf den Boden der Tatsachen zurückholen, dann spätestens der erste Einsatz. Da vergeht ihnen die Lust am Sprücheklopfen und nicht wenige lassen ihr Mittagessen im Cockpit.“

Man merkt, dass der Commander mit den Piloten hart ins Gericht geht, auf der anderen Seite ist er aber für jeden einzelnen von ihnen verantwortlich. „Wenn da draußen etwas schiefgeht und einer der Frischlinge seinen Jäger schrottet, dann reißt mir die CAG den Arsch auf!“. Die CAG ist die Commander Air Group und für die einzelnen Staffeln und ihre Piloten an Bord zuständig. Diese Frau im Rang eines Captain hat sprichwörtlich Haare auf den Zähnen. Als wir um ein Interview baten, hat sie uns mit Worten eiskalt abgespeist, die wir hier nicht zitieren möchten. Seitdem verstehen wir, wieso Commander Hopkins die Piloten so hart rannimmt.

Immer Tag, immer was los

Auf dem Bengal-Träger gibt es quasi keinen Tag- und Nachtwechsel: Es ist immer Tag. Ständig starten und landen Schiffe. Die einen als Geleitschutz für den Träger und seinen Versorgungskonvoi, die anderen für eine Mission entlang der Grenze. Die UEE weiß den Einsatz der Piloten zu schätzen und versucht bei all dem militärischen Drill es den Piloten zwischen den Einsätzen doch so angenehm wie möglich zu machen, sofern dies der enge Raum zulässt. Eine 890 Jump oder eine Constellation Taurus ist so ein Bengal-Träger nicht.


"Ein Luxusquartier habe ich nicht erwartet, als man mich auf diesen Träger versetzt hat. Aber das Essen ist gut", bestätigt uns Lieutenant Anderson, der seit etwa einem Monat seinen Dienst auf dem Träger verrichtet. "Es ist schon etwas anderes, so auf einer echten Mission. Im Simulator oder im Orbit der Akademie wusstest du, dass dir eigentlich nichts passieren kann. Aber da draußen kann hinter jedem Asteroiden ein Vanduul lauern. Du musst ständig wachsam sein und dich auf deine Flügelmänner verlassen."

Ich frage den Lieutenant, ob er bereits in einen Kampf verwickelt war. "Einmal kam es zu einem Zwischenfall. Nicht mit den Vanduul, aber mit Piraten, die ein Transportschiff überfallen hatten. Für das Schiff kam jede Hilfe zu spät. Die Piraten suchten doch tatsächlich den Kampf. In dem Gefecht zeigte sich, warum wir in der Ausbildung ständig Routinemanöver und Formationen stumpf wiederholten. Im Gefecht bleibt nicht die Zeit, groß nachzudenken. Man muss die Manöver beherrschen und ständig wissen, wo sich der Gegner und die eigenen Kameraden befinden." Wir fragen den Lieutenant, was er vom ersten Monat seines ersten Einsatzes mitgenommen hat. „Die UEE-Marine ist kein Ort für Egomanen. Hier draußen ist Teamplay gefragt. Wir geben aufeinander Acht. Wussten Sie, dass die Piloten, die mit ihren Abschüssen prahlen, meist auch diejenigen sind, welche die Liste mit dem Friendly-Fire anführen?"

Mit diesen Eindrücken verabschieden wir uns von der Grenze des Imperiums. Vanduul haben wir nicht getroffen, aber die Bedrohung sprichwörtlich im Nacken gespürt. Gut, dass da draußen Männer und Frauen rund um die Uhr in ihren Hornets unterwegs sind, um uns Citizen zu schützen.

Euer Kyle Robert Thomas

Autor:  secretTempler   Korrekturlesung:  Malu23

Ansprechpartner in der Readaktion für den Bereich Fan-Fiction:  Malu23