Lore des Forschungskorps Lynx

Sein Name war Lynx. John Malcom Lynx. Allgemein jedoch, kannte man ihn nur als "Der Luchs". Seit seinem einundzwanzigsten Lebensjahr durchstreifte Lynx nun schon das Weltall und hatte so manches merkwürdige Zeug gesehen. Er war ein Schurke, ein Entdecker, ein Gauner, ein Schatzsucher, ein Herumtreiber, ein Mensch, den es nie lange an einem Ort hielt, doch niemals seine Hilfe jenen verweigerte, die Not litten. Er hatte in den letzten 30 Jahren schon so manchen reichen, vorlauten Schnösel übers Ohr gehauen, doch handelte er stets nach seinem eigenen Kodex. Ein Kodex der Ehre, der Güte, des Mitgefühls, der freien Entscheidungen und demokratischen Werten. Lynx reiste stets alleine durch die Weiten des dunklen und gefahrvollen Weltalls und genoss dabei die Ruhe und die Einsamkeit des Lebens, welches er gewählt hatte. Eines Tages jedoch, geriet er in einer staubigen, heruntergekommen Bar, in eine handfeste Auseinandersetzung. Lynx ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie sehr sich sein Leben von diesem Moment an ändern würde.

"Hey Ubi, schenk mir noch einen ein!", lallte John Lynx, schon recht angetrunken. Mit dem Ärmel seiner alten, braunen Lederjacke, wischte er sich einen Rest Whiskey aus dem kurzen, mittlerweile grauen Bart. Er schwitzte und Strähnen seines grauen, vollen Haares hingen ihm im Gesicht. Ubimanki, der Besitzer der Bar, ein großer, stämmiger Mann mit angegrautem Haar, war gerade dabei ein paar benutzte Gläser zu reinigen. Er schaute zu Lynx und schlenderte dann auf ihn zu, während er sich die nassen Hände an der schmutzigen Schürze trocknete. Lynx hatte sichtlich Mühe sich auf dem Barhocker zu halten. Sein Oberkörper neigte sich bedenklich von Seite zu Seite. Er hielt sich krampfhaft mit der linken Hand an dem rissigen, hölzernen Tresen fest, während er mit der anderen Hand das leere Whiskeyglas immer wieder auf den selbigen schlug, um seiner Bestellung Nachdruck zu verleihen.



Ubimanki sah Lynx mit einem wohlwollenden Lächeln im Gesicht an. "Ich denke, du hattest genug für heute John. Geh nach Hause und schlafe dich aus." Lynx hob seine rechte Hand mit dem Glas darin, deutete mit dem Zeigefinger auf Ubimanki und brabbelte: "Ey, sag du mir nicht wann ich genug habe. So heruntergekommen wie dieser Laden hier ist, musst du doch hoffen, dass ich weitersaufe." Ubimanki wollte gerade eine scharfe Bemerkung über die Beleidigung seiner Bar abgeben, als er einen Neuankömmling bemerkte, der gerade durch die Eingangstüre trat. Der jugendlich wirkende Mann blieb im Eingang der Bar stehen und sah sich um. Er musterte jeden einzelnen der dreizehn Gäste an den Tischen und den Barhockern. Dann machte er sich auf den Weg, in Richtung Tresen.

Lynx bemerkte den neuen Gast nicht einmal und schlug erneut mit dem Whiskeyglas auf den Tresen. "Was ist nun? Schenk mir endlich ein!", stammelte Lynx. Ubimanki zuckte mit den Schultern und griff nach der Flasche, welche im Regal hinter ihm stand. Dann schenkte er Lynx ein weiteres Glas Croshavian Single Grain Whiskey ein. "Es ist deine Beerdigung Kumpel. Aber ramponiere noch weiter meinen Tresen und du fliegst schneller aus meiner Bar als du diesen Whiskey runterkippen kannst. Klar soweit?" Lynx hob das Glas und prostete Ubimanki zu. Er wollte den Drink gerade herunter kippen, als der Fremde ihn von hinten ansprach. "Hey, bist du derjenige, den sie den Luchs nennen?" Ohne nach hinten zu blicken nahm Lynx einen Schluck Whiskey. "Wer will das wissen?" Der Fremde lehnte sich mit dem rechten Ellbogen an die Bar und sah Lynx von der Seite an. "Man nennt mich Saubaer, und der Luchs und ich haben etwas zu klären." Lynx prustete und spuckte dabei einen Teil des Whiskeys, den er im Mund hatte, über den Tresen. "Mein Beileid Jungchen.", sagte er und lachte kurz auf. Dann stellte er das halbleere Whiskeyglas auf den Tresen und drehte sich zu dem Mann namens Saubaer. "Also, Jungchen. Oder wie war das noch gleich? Saubaer? Was hätten wir denn zu klären?" "Vor einem Monat hast du mir auf Cadrellas ein Artefakt gestohlen. Ich war zuerst dort und das Artefakt gehörte demnach mir.", sagte Saubaer und tippte dabei mit dem Zeigefinger auf Lynx‘ Brust, bevor er etwas lauter und wütender fortfuhr. "Dann hast du mein Schiff sabotiert und ich hing wochenlang auf diesem öden Planeten fest, bis Hilfe kam. Deinetwegen sind mir 25.000 Credits durch die Lappen gegangen. Von den Kosten für das Abschleppen und die Reparatur ganz zu schweigen."

Lynx Stimme war ruhig und leise, doch das funkeln in seinen eisblauen Augen strafte die Ruhe in seiner Stimme lügen. "Erstens Jungchen. Ein Artefakt aus dem Niemandsland gehört demjenigen, der es als erster registrieren lässt. Wenn du so dämlich bist es dir vor der Nase wegschnappen zu lassen, dann ist es dein Problem. Zweitens. Der Schrotthaufen, den du dein Schiff nennst, wäre auch ohne meine Beihilfe auseinandergefallen. Ich habe dir also einen Gefallen getan und dich zu einer Reparatur genötigt, sonst hättest du es noch nicht einmal bis in die obere Atmosphäre geschafft bevor dein Kahn dir unterm Hintern zusammengefallen wäre. Und drittens. Fass mich noch einmal mit deinen Griffeln an und ich breche sie dir. Verstanden, Jungchen?“ Saubaers Gesicht wurde rot vor Wut und blitzschnell holte er zu einem rechten Haken aus, welcher Lynx von seinem Barhocker fegte. Ubimanki brüllte hinter dem Tresen. "Hey! Keine Schlägereien in meiner Bar!" Lynx, benommen und überrascht von der Wucht des Schlages, rappelte sich wieder auf und stürmte auf Saubaer zu. Er umfasste dessen Hüfte und hob ihn hoch, während er weiter nach vorne lief. Dann krachten beide auf einen Tisch, der im Weg stand. Der hölzerne Tisch brach unter dem Aufprall der beiden Streithähne zusammen. Die vier Gäste, welche an dem Tisch saßen, sprangen erschrocken zurück, wobei einer der vier seinem Nachbarn versehentlich den Ellbogen ins Gesicht schlug. Dieser holte wiederum zu einem Schlag aus, der allerding ins Leere ging und ihn durch den Schwung auf den nächsten Gast fallen ließ.

Im nu war die ganze Bar in Aufruhr. Ein paar der Gäste suchten das Weite, während sich die anderen in die Keilerei stürzten. Ubimanki rannte hinter seinem Tresen hervor und brüllte erneut. "Ich sagte keine Schlägerei in meiner Bar!“ Ubimanki rannte zu den immer noch am Boden liegenden Lynx und Saubaer. Mit seinen riesigen Pranken packte er beide am Hals und zog sie auf die Füße. Dann klemmte er ihre Hälse jeweils links und rechts unter seine Arme und zog sie in Richtung Ausgang. Lynx und Saubaer, darauf brennend ihre Auseinandersetzung fortzuführen, packten Ubimanki jeweils an einem Bein, hoben ihn hoch und knallten ihn rücklings zu Boden, wo er hart mit dem Kopf aufschlug und bewusstlos liegenblieb. Dann stürmte Saubaer wieder auf Lynx zu. Dieser nutze jedoch dessen Schwung, drehte sich, packte Saubaer an der Hüfte und warf ihn über den Tresen in das Regal mit den verschiedensten Flaschen Alkohol, welche zerbarsten und zu Boden fielen. Lynx stemmte erschöpft die Hände in die Hüfte und wollte sich gerade dem weiteren Geschehen in der Bar zuwenden, als ein Stuhl, den jemand geworfen hatte, ihn hart am Kopf traf und er bewusstlos zu Boden ging.

Lynx wachte erschrocken auf und spuckte Wasser aus, welches ihm in die Kehle gerannt war. Er war patschnass und als er hochblickte, sah er Ubimanki mit einem leeren Eimer vor sich stehen. "Los, steh schon auf", sagte Ubimanki, während er den Eimer abstellte. Lynx rappelte sich auf und schaute sich in der nun leeren Bar um. Fast die gesamte Inneneinrichtung war zu Bruch gegangen. Überall sah er zerborstene Flaschen, Stühle und Tische. Hier und dort konnte er ein paar Blutflecken und ausgeschlagene Zähne ausmachen. Hinter sich vernahm Lynx ein leises Stöhnen. Ubimanki ging hinter den Tresen, wo er Saubaer entdeckte, der gerade bemüht war wieder auf die Beine zu kommen. Ubimanki fasste ihn am Arm und half ihm hoch. "Steh auf Junge." Dann ging Ubimanki zu dem einzigen nicht zertrümmerten Tisch in der Bar und richtete ihn auf. Er fand in dem Chaos ebenfalls noch drei Stühle und stellte diese an den Tisch. "Los, setzt euch!", sagte er. Saubaer und Lynx trotteten zu dem Tisch und setzten sich auf die Stühle. Lynx rieb sich das Kinn und lächelte dann in Richtung Saubaer. "Junge, du hast mal einen ganz schön harten Schlag am Leib, für dein Alter." "Und du kannst ganz schön einstecken, für einen alten Mann", entgegnete Saubaer lächelnd.

Lynx schaute zu Ubimanki, der sich mit einer Flasche corelianischem Ale und drei Gläsern nun ebenfalls an den Tisch setzte. "Tut mir leid wegen dem Chaos Ubi", sagte Lynx. Und Saubaer ergänzte. "Mir auch. Ich wollte nicht, dass diese Sache so ausartet." Ubimanki nickte. "Also gut ihr zwei. Und wie wollt ihr den Schaden begleichen?", fragte er. Saubaer kratzte sich am Hinterkopf. "Äh, hast du keine Versicherung für den Laden?" Ubimanki schüttelte den Kopf. "Schau dich doch mal um. Ich hab gerade genug verdient, um die Bar am Laufen zu halten. Für eine Versicherung habe ich kein Geld."

Saubaer senkte den Blick. "Tut mir leid. Ich bin total abgebrannt und hab nen Haufen Schulden. Ich hatte gehofft einen Teil davon mit den 25000 Credits zu bezahlen, die ich für das Artefakt auf Cadrellas bekommen hätte." sagte er und schielte zu Lynx. Lynx schürzte die Lippen und seufzte. "Verflucht sei mein weiches Herz. Hör zu Ubi. Ich habe momentan nicht das nötige Geld, um dir den Schaden in deiner Bar zu ersetzen. Aber ich schwöre dir, dass ich für den Schaden aufkommen werde. Ok?" Bevor Ubimanki etwas sagen konnte, wand sich Lynx zu Saubaer. "Und was dich angeht Junge. Tut mir leid, das mit dem Artefakt. Aber so läuft das in dem Geschäft nun einmal. Du scheinst ein gewisses Talent zu haben, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sonst hättest du mich kaum so schnell gefunden. Also warum begleitest du mich nicht eine Weile? Vielleicht lernst du etwas und kannst nebenbei deine Schulden begleichen." Sauber schielte zu Lynx und nachdem er einige Sekunden überlegt hatte, nickte er zustimmend. Dann meldete sich Ubimanki wieder zu Wort. "Nun gut, dann werde ich dich auch begleiten!" Lynx sah Ubimanki erstaunt an. "Wie bitte?" Doch Ubimanki fuhr unbeeindruckt fort. "Nun, ich kann den Schaden in der Bar nicht beheben, da mir das nötige Geld fehlt. Also wovon soll ich leben? Demnach begleite ich euch, selbstverständlich bei freier Kost und Logis, bis du die nötigen Credits für die Bar zusammen hast. Abgesehen davon bin ich in jungen Jahren ebenfalls ganz schön weit herumgekommen und könnte euch vielleicht noch den einen oder anderen Flecken im Universum zeigen." Lynx seufzte. "Nun gut, aber unsere Partnerschaft gilt nur so lange, bis unsere Schulden beglichen sind. Ich mag meine Unabhängigkeit. Und, es läuft nach meinen Regeln. Alles klar?" Saubaer und Ubimanki nickten zustimmend. Ubimanki hob die Flasche corelianisches Ale und goss den Inhalt in die drei Gläser. Dann hob er sein Glas und prostete den beiden zu. Auf unsere Partnerschaft. Möge sie von nicht allzu langer Dauer sein."

Von diesem Tag an war John Lynx nie mehr alleine unterwegs. Die Monate vergingen und zusammen erkundeten die Männer die unerforschten Regionen des Weltalls. Immer auf der Suche nach wertvollen Dingen, die sich zu Geld machen ließen. Nach und nach schlossen sich weitere tapfere Männer und Frauen dem Trio an. Wie zum Beispiel der undurchsichtige, aber in Sachen Finanzen begabte Schischi, der stets darauf bedacht war, einen möglichst großen Profit aus jeder Entdeckung zu schlagen und anderen Händlern stets einen Schritt voraus zu sein. Der stille Coldtequila, ein Meister auf dem Gebiet der Navigation und der Mechanik. Der gedächtnislose, ungestüme Lythor, den die Gruppe auf einem von Schmugglern kontrollierten Mond aufgegabelt hatte. Seine einzigen Besitztümer schienen seine zerschlissene Kleidung und ein schwarzes Medaillon zu sein, in das die Zahlen 5974.254 eingraviert waren.

Er hoffte, dass er auf den Reisen mit John Lynx und seiner Schar buntgemischter Leute einen Hinweis auf seine Herkunft und die Bedeutung dieses seltsamen Medaillons finden würde. Und nicht zuletzt die hübsche Isielle, genannt Isi. Eine Forscherin durch und durch. Etwas schüchtern gegenüber Fremden, aber umso schonungsloser mit der Wahrheit bei den Leuten, die sie kannte.


So wuchs die kleine Gruppe Entdecker und Forscher über die Jahre immer weiter. Längst schon hatten sie Lynx‘ alte Freelancer gegen eine größere Constellation Aquila ausgetauscht. Auch wenn die Schulden längst beglichen waren, so hielt die Gruppe nun das Gefühl von Freundschaft und Familie zusammen. Saubaer hatte sich inzwischen zu einer talentierten, charismatischen Führungsperson entwickelt, der als inoffizielle Nummer zwei, nach John Lynx, stets einen kühlen Kopf bewahrte und so manche Streitigkeiten schlichtete. Ubimanki genoss es wieder die Freiheit des unendlichen Raumes zu erleben. Vergessen war die alte Bar, die er einst sein Eigen nannte. John Lynx hingegen überkam in den letzten Monaten immer mehr der Wunsch sich zur Ruhe zu setzen. Er war nun fast 65 Jahre alt. Doch auch wenn er früher stets alleine Unterwegs war, so konnte er sich ein Leben ohne den bunt gemischten Haufen, den er nun seine Familie nannte, nur schwer vorstellen.

Eines Tages empfing die kleine Gruppe unter der Führung von John Lynx den Notruf eines Kartell-Frachters. Ein fremdartiges Schiff hatte den Frachter der Hull-E-Klasse navigationsunfähig geschossen und dessen Begleitschutz vernichtet, wie der Frachterkapitän in dem Notruf berichtete. Die Männer und Frauen rund um John Lynx, welche längst schon seinen Kodex als den ihren ansahen, fassten den Entschluss, der Besatzung des Frachters beizustehen und sanden ihnen eine Nachricht, dass sie auf dem Weg waren. Zum Glück waren sie nicht weit entfernt, und so waren Lynx und seine Gruppe innerhalb von zwanzig Minuten vor Ort. Als sie in Sichtweite des Frachters kamen, bot sich ihnen ein gewaltiger und erschreckender Anblick. Das Alien-Schiff war fast 300m lang und somit fast so groß wie der Transporter. Es hatte mittels eines ca. 50m langen Verbindungstunnels an den Frachter angedockt.

Lynx erhob sich langsam aus seinem Kommandosessel. "Mein Gott, welch ein Schlachtfeld. Isi, erkennst du Überlebende in den Trümmern?" Isi schüttelte den Kopf, während sie auf ihren Scanner-Schirm schaute. "Nein, keine Überlebenden in den Trümmern. Aber aus dem Frachter empfange ich vier menschliche Biozeichen. Ich kann die Trümmerteile mehrerer Vanguards ausmachen, wahrscheinlich vier an der Zahl. War wohl der Geleitschutz. Ich sehe einige Wrackteile, welche wohl zur Antriebssektion des Frachters gehören. Die restlichen Trümmerteile kann ich nicht identifizieren. Könnten Alien-Schiffe sein."


Saubaer wand sich zu Lynx. "Hast du ein solches Schiff schon einmal gesehen?" Lynx schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich habe von einer fremden Spezies gehört, mit denen die Xi´An zu tun hatten." Ubimanki, der an Lynx und Saubaer herangetreten war, nickte eifrig. "Ja, stimmt. Ich glaube die Xi`An nannten sie Kr´Tak. Meinst du, das könnten sie sein?" Lynx zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, möglich wäre es. Kein Mensch hat die Kr‘Tak je zu Gesicht bekommen." "Aber was machen sie hier, so tief im Xi`An Sektor?", warf Saubaer ein. Lynx setzte sich wieder in seinen Sessel. "Wir werden es nicht herausfinden, wenn wir nicht an Bord des Frachters gehen, um die Crew rauszuholen." Saubaer drehte sich um und stellte sich hinter den Sitz des Navigators Coldtequila. Er klopfte Coldtequila auf die Schulter. "Gut so. Annäherungsvektor beibehalten. Sorge dafür, dass sich der Frachter zwischen uns und dem Alien-Schiff befindet." Dann wand Saubaer sich dem Rest der Crew zu. "Bemannt die Geschütztürme. Falls sie noch weitere Jäger an Bord haben und diese starten." Lythor und Schischi beeilten sich dem Befehl nachzukommen. Saubaer drehte seinen Kopf zu Lynx und dieser lächelte und nickte bestätigend.

Ohne einen Zwischenfall näherten sie sich der Backbordseite des Frachters und dockten an der Schleuse an. Lythor und Schischi betraten wieder die Brücke, als Lynx sich aus seinem Kommandosessel erhob. "Ok, wir bilden ein Vier-Mann-Team. Freiwillige?" Alle Teammitglieder hoben die Hand, um anzuzeigen, dass sie bereit waren mit an Bord des Frachters zu gehen. Lynx schmunzelte. "Ok. Saubaer, Lythor und Schischi. Ihr begleitet mich. Der Rest bleibt an Bord. Ubi, du hast die Brücke. Melde dich über Helm-Funk, falls Ärger auftauchen sollte. Solltest ihr länger als zehn Minuten nichts von uns hören, dann löst die Andockklammern und verschwindet von hier!", befahl Lynx. Ubimanki nickte. Lynx wandte sich wieder seinen vier Freiwilligen zu. "Ok, dann alle in die Kampfanzüge. Beeilung!"

Drei Minuten später betraten die vier den Frachter der Hull-E-Klasse. Der Schein der Notbeleuchtung tauchte das innere des Schiffes in ein dunkles, gespenstisches Rot. Lynx aktivierte sein Com. "Ok Ubi, wir sind drin, gehen jetzt in Richtung Brücke. Over!" "Verstanden! Hier draußen ist alles ruhig. Seid vorsichtig. Over!", antwortete Ubimanki. "Ok. Ich gehe voraus. Schischi, du deckst die rechte Flanke. Saubaer, du übernimmst die linke Seite. Lythor, du deckst uns den Rücken." Die Kameraden nickten und nahmen ihre Positionen ein. Lynx stellte sein Com auf die Notfallfrequenz des Frachters. "Frachtercrew, hier spricht John Lynx. Wir sind jetzt an Bord und rücken zur Brücke vor. Over" Einen Moment lang herrschte Stille. Lynx wollte seinen Ruf schon wiederholen, als sich eine weibliche Stimme über das Com meldete. Ihre Stimme klang hektisch und verängstigt. "Hier ist der zweite Offizier Melina Miles. Wir konnten den ersten Angriff zurückschlagen, aber unser Kapitän ist tot." "Ganz ruhig Melina. Wir holen Sie hier raus. Wo befinden Sie sich zurzeit?" " Wir haben uns zwischen der Brücke und dem Aufenthaltsraum verbarrikadiert." "Gut, bleiben Sie wo Sie sind. Wir sind gleich am Aufenthaltsraum. Wir kommen zu Ihnen." Lynx schaltete das Com aus und wechselte auf den Helm-Funk. "Ok, vorwärts Leute."

Plötzlich brüllte Lythor und begann sogleich zu feuern. "Koonntaaaakkt!" Grüne Energiestrahlen schossen an der Gruppe vorbei, während sie hastig hinter Sofas und Tischen in Deckung sprangen. Außer Lythor. Er stand mitten im Raum und feuerte mit seiner Gatlingkanone auf die angreifenden Aliens, von denen einige zu Boden gingen. "Aarrghh. Kommt nur her ihr Bastarde. Ich mache Alien-Ragout aus euch." Lynx brüllte in Richtung Lythor. "Verdammt Lythor, geh in Deckung du Narr." Doch Lythor feuerte unbeirrt weiter. Der Schuss eines Alien traf Lythors rechten Oberarm, welcher fast abgerissen wurde. Ein weiterer Schuss streifte seinen linken Oberschenkel und Lythor sackte auf die Knie. Lynx sprintete los. Er packte Lythor in einem Hechtsprung am Oberkörper. Der Rest der Gruppe gab Dauerfeuer, um Lynx die Möglichkeit zu geben, Lythor in Deckung zu ziehen. Weitere Aliens fielen dem Dauerfeuer zum Opfer. Ihre toten Körper schienen sich nach ein paar Sekunden in Luft aufzulösen. Dann wurde es still, als die Aliens sich erneut zurückzogen.

Die Gruppe lief in den Korridor zwischen Aufenthaltsraum und Brücke, wo sie die fünf verbliebenen Crewmitglieder fanden. Lynx entdeckte Melina Miles, die hinter ihrer Deckung hervorkam. Sie hatte eine leichte Wunde an der linken Schulter davongetragen, welche aber keineswegs lebensbedrohlich war. Strähnen ihres roten, schweißnassen Haares fielen ihr ins Gesicht. Über ihre rechte Schulter hing ein Behring Impulsgewehr. "Danke, dass Sie gekommen sind", sagte sie, als sie auf die Gruppe zuging. Lynx nickte und legte ihr beruhigend den Arm auf die unverletzte Schulter." Keine Sorge. Wir bringen Sie schon hier raus", sagte er. Die restlichen Mitglieder der Frachtercrew hatten nun ebenfalls ihre Deckungen verlassen und begrüßten Lynx und seine Crew.

Lynx Blick fiel auf eine reglose Gestalt am Boden. Jemand hatte eine Decke über die Person ausgebreitet, doch konnte diese das riesige Loch im Brustkorb der Person nicht verbergen. "Der Kapitän nehme ich an?", fragte er ohne den Blick von der Leiche zu nehmen. Melina nickte nur. Dann wandte sich Lynx wieder seiner Crew und dem verletzten Lythor zu. Lynx schüttelte den Kopf, als Schischi notdürftig Lythors Arm und Bein versorgte. Lythor sah Lynx mit schmerzverzerrtem Gesicht an. "Sorry Boss. Ich hab`s wohl versaut." "Wir reden später darüber Lythor", antwortete Lynx. Saubaer, der inzwischen seinen Helm abgenommen hatte, wandte sich Melina und den anderen Mitgliedern der Frachtercrew zu. "Haben Sie eine Ahnung wer die sind, oder was sie wollen?" Melina schaute Saubaer fragend an. "Nein. Sie tauchten plötzlich auf und begannen zu feuern. Wir versuchten mit ihnen zu kommunizieren, aber sie antworteten nicht. Als wir manövrierunfähig und wehrlos waren, dockten sie an unser Schiff an." Saubaer rieb sich nachdenklich das Kinn. "Irgendetwas scheinen sie hier an Bord zu suchen. Sie hätten sie einfach zerstören können, und wenn es ihnen um die Fracht gegangen wäre, hätten sie einfach nur die Spindeln sprengen und die Container aufzunehmen brauchen." Lynx klopfte Saubaer auf die Schulter. "Darüber können wir uns später noch Gedanken machen. Jetzt müssen wir erst einmal die Leute hier rausbringen."


Plötzlich meldete sich Ubimanki über Funk. "Leute, ihr solltet da schnellstens verschwinden. Isi meldet, dass auf dem Langreichweitenscanner drei weitere Schiffe aufgetaucht sind. Ich kann noch nicht sagen wer die sind, aber da sie auf unsere Rufe nicht reagiert haben, gehe ich davon aus, dass es keine angenehmen Zeitgenossen sind." Saubaer schaltete sich in das Gespräch mit ein. "Wie weit sind sie noch entfernt?" "Nun, wenn sie Kurs und Geschwindigkeit beibehalten, werden sie in zweiundzwanzig Minuten hier eintreffen", antwortete Ubimanki. Lynx wandte sich Melina zu. "Sind Sie und ihre Leute bereit?" Alle nickten. Dann kniete er sich vor Lythor auf ein Bein. "Kannst du laufen?", fragte Lynx. "Wird schon gehen Boss", antwortete Lythor. Zwei Leute der Frachtercrew halfen Lythor aufzustehen. "Wir werden ihm helfen", sagte einer der beiden. Lynx nickte den beiden dankbar zu. "Also auf geht´s. Beeilung."

Sie durchquerten den Aufenthaltsraum ohne auf Feinde zu stoßen. Doch als sie in die Mittelsektion des Wohnbereichs kamen, in der sich die Backbordluke befand, schlug ihnen heftiges Feindfeuer entgegen und sie waren gezwungen sich in Deckung zu begeben. Für einen Moment lang sah es so aus, als könnten Lynx‘ Gruppe und die Crew des Frachters die Oberhand gewinnen.  Plötzlich wurde Lynx von einem Schuss der Aliens in die Brust getroffen und fiel rücklings zu Boden. Seine Rüstung hatte einen großen Teil des Schadens absorbiert, aber trotzdem floss das Blut schnell aus der Wunde. Saubaer rutschte heran und zog Lynx zurück hinter ein umgeworfenes Sofa. Schischi eilte geduckt zu ihnen und versuchte die Wunde mit Medigel zu schließen. Doch etwas verhinderte, dass die Flüssigkeit völlig gerann und die Wunde schloss. Währenddessen strömten immer mehr Aliens aus dem fremden Schiff und Lynx erkannte, dass die Lage hoffnungslos war. Zu groß war die zahlenmäßige und technologische Überlegenheit der Fremden.

Lynx wusste, dass selbst wenn sie es zur Schleuse schafften, die Aliens ihnen folgen würden. Wohlmöglich würden es noch nicht einmal alle an Bord ihrer Constellation Aquila schaffen. Es blieb ihnen nur eine Möglichkeit und die Zeit rinn ihnen davon.
Über den Lärm der Schüsse hinweg brüllte er zu Melina: "Melina, hat das Schiff eine Selbstzerstörung?" Ohne zu Lynx zu blicken oder in ihrem Feuer zu pausieren, rief sie zurück: "Ja, aber ohne das Stimmmuster des Kapitäns und das seines Stellvertreters lässt sich die Selbstzerstörung nicht aktivieren." Lynx überlegte kurz. "Lässt sich das irgendwie umgehen?", fragte er. "Ich wüsste nicht wie", antwortete Melina immer noch auf die Aliens feuernd. Schischi und Saubaer hantierten immer noch an der Wunde in Lynx‘ Brust herum. Lynx umfasste Saubaers Arm. "Lass gut sein Junge. Kannst du die Selbstzerstörung aktivieren?" Saubaer hielt in seinen Bemühungen, die Wunde zu schließen, inne. "Ich denke, ich bekomme das hin. Ich brauche nur Zugriff auf den Hauptcomputer." Lynx nickte. "Ok, Saubaer. Schnapp dir Miss Miles und aktiviere die Selbstzerstörung. Stiller Countdown auf fünf Minuten."Saubaer nickte und stürmte los. Im Laufen griff er nach Melinas Arm und zog sie mit zur Brücke. "Und du Schischi, hilf den anderen. Ich komme schon klar." Widerwillig gehorchte Schischi und begab sich zurück ins Feuergefecht.

Die Minuten vergingen, in denen sich Lynx bewusst war, dass ihm immer weniger Zeit blieb und die fremden Schiffe immer näher kamen. Endlich, nach einer Zeit, die Lynx wie eine Ewigkeit erschien, kamen Saubaer und Melina zurück. Saubaer rutschte wieder zu Lynx‘ Deckung und erstattete Bericht. "Ok, Selbstzerstörung ist aktiviert. Stiller Countdown." Er sah kurz auf sein Chronometer im Helmvisier. "Noch vier Minuten und zwanzig Sekunden." Lynx fasste Saubaer an der Schulter. "Gut gemacht Junge. Und jetzt schaff die Leute hier raus." Saubaer erschrak, als ihm bewusst wurde was Lynx vorhatte. "Moment. Du bleibst hier nicht allein zurück. Kommt überhaupt nicht in die Tüte Kumpel", rief Saubaer laut. Lynx hustete und spuckte Blut. "Es ist vorbei Junge. Geh und rette die anderen. Ich halte sie auf, solange ich kann." Saubaer schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht zulassen John. Wir brauchen dich. Ohne dich sind wir nur ein Haufen Herumtreiber", sagte Saubaer und eine einzelne Träne rollte seine Wange hinab. "Nein Junge. Ihr seid eine Familie. Und du wirst sie besser führen, als ich es jemals gekonnt hätte." Als der Rest der Mannschaft mitbekam was Lynx vorhatte, brachen weitere Diskussionen aus. Jeder aus seiner Crew und auch aus der Crew des Frachters wollte zurückbleiben und die Aliens beschäftigen, damit der Rest fliehen konnte. Doch Lynx Entschluss stand fest. "Jetzt gebt mir eure restlichen Granaten und verschwindet von hier. Zwingt mich nicht euch das zu befehlen. Das war noch nie nötig und es soll auch nicht meine letzte Tat unter euch sein." Lythor brüllte ohnmächtig seinen Zorn heraus. "Das ist nicht fair. Ich sollte hierbleiben." Lynx schüttelte den Kopf. "Du hast noch viel zu lernen und zu entdecken Lythor. Du sollst nicht sterben, ohne zu wissen wer du bist und woher du kommst. Ich hingegen bin alt und habe so gut wie alles im Universum gesehen. Es wird Zeit für mich, dass ich eins mit ihm werde." Schließlich lenkte die Gruppe ein. Melina kniete sich neben Lynx. "Bei meinem Leben. Ich schwöre, dass wir euch das nie vergessen werden. Ihr habt mein Wort darauf." Lynx nickte ihr zu. "Und jetzt los. Solange noch etwas Leben in diesem alten Körper steckt."

Verzweifelt und voller Wut schlugen sie sich zur Backbordluke durch, während John Lynx die Aliens mit Dauerfeuer aus zwei Blastergewehren und Granaten beharkte. Ein weiteres Crewmitglied des Frachters fiel. Dann traf Lynx ein weiterer Schuss in die Brust, und dann noch einer. Er sackte zu Boden und sein Blick fiel auf die Schleuse, durch die gerade Saubaer als letzter trat. Dieser drehte sich noch einmal um. Lynx lächelte ihn zufrieden an. Wissend, dass seine Leute und die Crew des Frachters in Sicherheit waren. Zum letzten Mal hob John Malcom Lynx seine Hand zum Gruß, bevor sie schlaff und leblos zu Boden fiel.



Saubaer schloss die Luke hinter sich und gab den Befehl zum Abdocken. Dann rannte er zum Kommandosessel und schnallte sich fest. "Ok. Voller Schub und nichts wie weg von hier. Ein paar Sekunden später vergingen der Frachter und das angedockte Alien-Schiff in einer einzigen Explosion. Die Constellation wurde ein ums andere Mal von Trümmerteilen getroffen, erlitt aber keine schweren Schäden. Auf dem Radar sah die Crew, dass die sich nähernden Schiffe abdrehten und verschwanden.

Nachdem sich der Schock über den Tod, welchem die Crew gerade noch so über die Schippe gesprungen war, gelegt hatte, wurden sie sich alle wieder bewusst, was Lynx für sie getan hatte. Manche weinten, andere schwiegen, doch irgendwann im Laufe der nächsten Stunden hoben sie alle das Glas und tranken auf ihren toten Freund, John Malcom Lynx. Der Luchs. Als die Gruppe, die nun unter der Führung von Saubaer stand, die Crew des Frachters auf einem Stützpunkt des Kartells im Terra-System abgesetzt hatte, bot das Kartell der Gruppe aus Forschern und Entdeckern zum Dank die Mitgliedschaft im Kartell an. Die Gruppe willigte ein und es wurde ein neues Forschungskorps namens "Lynx" gegründet. Zu Ehren des heldenhaften Mannes, der sein Leben für ein paar Menschen gab, von denen er die meisten noch nicht einmal kannte. Und auch heute noch leben und handeln die Mitglieder des Forschungskorps "Lynx" nach dem Ehrenkodex des John Lynx. Ein Kodex der Ehre, der Güte, des Mitgefühls, der freien Entscheidungen und demokratischen Werten.

Autor:  Abinzur  Korrekturlesung:  Malu23

Ansprechpartner in der Readaktion für den Bereich Fan-Fiction:  Malu23